Jess soll sich noch ausruhen mit seiner Bronchitis nach der Nacht im Blizzard, aber er hat sich heimlich davongeschlichen um bei den Bullen zum Rechten zu sehen. Er vergewissert sich, dass es James gut geht.
 

 
Da taucht Loretta auf. Sie schmiegt sich an ihren Vater und ist ganz verlegen.
 

 
Dad, du sollst doch nicht in der Kälte hier draußen sein.

Jess kennt seine Tochter:
Loretta, lenk nicht ab! Du willst mir doch etwas sagen. Spucks schon aus, hast du in der Schule die Mathematikarbeit versäbelt?

Nein, Dad, du weißt doch, dass meine beste Freundin Kathy nach Twin Falls zieht, schon nächstes Wochenende und sie hat Blacky so lieb. Ich werde sie sicher nie wiedersehen und da habe ich ihr Blacky geschenkt.

Jess schluckt:
Deine Sache, aber du gehst großzügig mit meinen Dollars um. Außerdem seid ihr beide alt genug um allein mit dem Zug zu fahren, so weit weg ist Twin Falls auch nicht. Ihr könnt euch doch in den langen Sommerferien besuchen. Dann kannst du auch Blacky wiedersehen.

Jess denkt an Blacky und Loretta bei der ersten Begegnung.

 

 

Dad, komm doch mit in den Stall, Grandpa hat mir ein neues Pony gekauft. Du musst mir keins kaufen. Grandpa hat sie mir geschenkt, da ging es dir noch so schlecht, dass wir es dir gar nicht gesagt haben.

Jess schüttelt den Kopf:
Typisch Dad, er hat immer noch ein schlechtes Gewissen weil er Little Heartbreaker wegen der Kolik erschießen musste. Ich hätte es auch getan Loretta. Manchmal kann man nicht anders helfen wenn ein Tier nur noch leidet. Zeig mal dein Pony!

Im Stall steht ein hübsches Appaloosa Pony.

 

 
Loretta ist begeistert:
Wir haben uns schon angefreundet. Sie heißt Patchy und ist ganz lieb Dad.

Grandpa kommt dazu. Jess gibt sich geschlagen:
Dad, ich sag ja nichts. Loretta braucht ja ein Pony wenn sie nicht zu Fuss zur Schule gehen soll.

 

 
Loretta umarmt und streichelt Patchy hingebungsvoll und Patchy genießt die Zuneigung.

Dann macht sie Patchy das Zaumzeug um, legt ein Pad auf und reitet eine Runde durch die Scheune.

 

 
Siehst du Dad, Patchy ist so lieb.

Jess ist zufrieden:
Sie ist ein gutes Pony und du wirst sicher noch viel Freude an ihr haben. Mir ist kalt, ich gehe jetzt wieder ins Haus.

Dort legt er sich aufs Sofa und schläft schnell ein, nach dem Ausflug zu den Bullen.

 

 
Teddy bewacht den Schlaf seines Herrchens. Am nächsten Tag gibt Jess seinem Arbeiter Jeremy den Befehl aufzupassen und in großem Abstand hinterher zu reiten, weil eine große Herde Schafe am Rande des Tumbleweed Ranchgebietes nach Osten durchgetrieben wird. Jeremy soll aufpassen, dass die Schafhirten schnell treiben. Nur unter dieser Voraussetzung hat Jess sein O.K. vor zwei Wochen zu der Aktion gegeben. Einmal Cowboy - immer Cowboy. Schafe sind nicht beliebt bei Rinderhirten. In ihren Augen ist ein Mann kein Mann der harmlose Wollknäuel treibt und nach Schaf stinkt. Das geht in diesen Zeiten so weit, dass regelrechte Weidekriege ausbrechen um Land und um Wasserrechte. Gerade Cowboys sind schnell mit dem Gewehr und häufig gewaltbereit. Ein Cowboy würde eher Holz fressen als Schaffleisch. Die Abneigung liegt auch darin begründet, dass Schafe das Gras sehr kurz abfressen wenn man sie zulange auf einer Stelle grasen lässt und das Weideland dadurch über Jahre unbrauchbar wird. Außerdem hinterlassen sie den Geruch, dass sich Rinder weigern dort zu grasen wo vorher Schafe waren. Der Geruch überträgt sich auch auf die Schäfer was das Verhältnis Cowboy- Schafhirte nicht einfacher macht. Die Rinderbarone betrachten Schäfer auch als Eindringlinge da sie eher da waren. Jess sieht alles locker nach dem Motto leben und leben lassen. Aber er will, dass schnell getrieben wird da er sein Gras für die Pferde und Bullen braucht. Also soll Jeremy die Herde in Entfernung beobachten. Jess würde das lieber selbst machen aber fühlt sich dazu noch nicht fit genug.

Jeremy beobachtet die Herde und findet es interessant zu beobachten wie die Hunde der Schafhirten die Herde mit großem Tempo vorwärtstreiben. So ist die Herde schnell durch und Jeremy kann sich auf den Rückweg machen um dem Boss Bericht zu erstatten. Er ist stolz, dass der Boss ihm Cheyenne anvertraut hat. Da hört er hinter einem Busch ein klägliches Blöken. Ein Schaf ist zurück geblieben. Jeremy kann nicht anders und lädt es auf Cheyenne, der die ungewohnte Fracht nach Hause trägt.

 

 
Jeremy hat das Schaf vor sich auf dem Sattel. Anscheinend ist es froh, nicht mehr selbst laufen zu müssen. Es ist erschöpft.
 

 
Jeremy steigt ab und lässt das Schaf in der Scheune laufen. Dort kommt Candy gleich gucken. Auch das Geflügel ist im Winter in der Scheune. Die Ranches sind alle Selbstversorger.
 
 
Jeremy geht ins Haus und will Bericht erstatten. Jess geht es besser, er muss weniger husten und Laura hat ihm die kleine Sammy gebracht, die vor Freude kreischt wenn sie bei ihrem Dad sein darf.
 
 
Jeremy kommt ins Haus. Grandpa Frank umarmt ihn:
Danke Jeramy, dass du zum Rechten gesehen hast und Jess nicht raus in die Kälte musste. Er soll sich doch noch schonen nach der Nacht im Blizzard.
 

 
Der kleine Raylan spielt mit seinem Pferdegespann. Jess guckt auf die Umarmung der Männer:
Was wird das denn Dad und Jeremy? Wenn es ein Junge wird könnt ihr ihn ruhig Jess nennen.

Grandpa Frank lacht:
Du hast wohl Langeweile Jess wenn du solche Sprüche drauf hast.

Jeremy druckst herum:
Alles o.k., die Schafherde ist schnell durch und weg, aber ich habe ein Schaf gefunden und mitgebracht. Es konnte nicht mit der Herde Schritt halten.

Jess springt wie von der Tarantel gestochen auf:
Dich kann man auch zu nichts gebrauchen. Was sollen wir mit einem Schaf? Es reicht völlig von solchen umgeben zu sein.

Frank meint:
Wir können es ja doch mal mit Schaffleisch versuchen wenn es hier keiner will.

Jess meint:
Ich gucke mir das Schaf jetzt an.

Raylan:
Nein, nicht schlachten, das könnt ihr nicht machen. Keiner will das arme Schaf haben.

In der Scheune springt Raylan gleich auf das Schaf und versucht es zu reiten.

 
 
Jess weiß nicht, dass "Mutton busting" ab 1980 ein Event auf Rodeos wird auf dem Kinder im Alter von fünf bis sieben Jahren auf Schafen reiten, ähnlich wie Bullrider auf Bullen. Es gibt keine offiziellen Regeln. Die Zeit, die sich ein Kind halten muss, beträgt 6 Sekunden und nicht 8 Sekunden wie bei den Bullridern. Es sind jährlich Tausende von Kindern, die an solchen Events teilnehmen. Die Tierschutzvereine laufen Sturm. Das Tier wird nicht respektiert und viele Kinder tragen Verletzungen davon. Sporen dürfen nicht gebraucht werden und bei den meisten Veranstaltungen werden die Kinder angehalten Helme zu tragen.

Jess sieht Raylan mit Missfallen zu:
Runter vom Schaf Raylan, die sind nicht zum Reiten gemacht. Außerdem hinkt es. Deshalb konnte es auch wohl nicht mit der Herde Schritt halten.

Das Schaf hat Raylan schon selbst herunterbefördert und Jess hat sich einen Strick geschnappt und dem Schaf ein Halfter gebunden. Er steht mit einem Messer in der Hand da und nimmt das Schaf vor sich.

 
 
Raylan schreit:
Nein, Dad nicht schlachten, es hat mir nichts getan.

Jess grinst:
Wer sagt denn, dass ich das Schaf schlachte. Ich esse kein Schaffleisch. Aber es hat zu lange Klauen, die müssen geschnitten werden. Das Schaf fällt in eine Starre, wenn man es auf den Hintern setzt.
Mensch, bist du schwer! So jetzt geht es an die Klauen, müsste ähnlich wie bei den Bullen funktionieren. Raylan, halt gut fest! Hätte ich mir im Leben nicht träumen lassen, bin doch kein Schafhirte, aber das Tier braucht Hilfe.

Bei der Gelegenheit stellt Jess fest:
Das Schaf ist eine Sie und wird bald Mama. Im Bauch bewegt sich was. Ich habe es deutlich gefühlt.

Raylan führt das Schaf stolz und meint:
Du sollst Daisy heißen. Du magst sicher gern Gänseblümchen fressen und bald bist du nicht mehr allein.

 
 
Raylan führt Daisy stolz am Halfter. Sie verträgt sich gut mit dem Geflügel und auch mit Lorettas Pony Patchy.
 
 
Jess gibt sich geschlagen und geht wieder ins Haus:
Ich bringe Jeremy um, erschlagen oder erschießen, nein besser, mehr Arbeit aufhalsen. Jetzt sind wir auch noch aufs Schaf gekommen. Das glaubt mir keiner, darf ich unseren Nachbarn gar nicht sagen.

Grandpa Frank lacht:
Wird also nichts mit Schaffleisch! Steak ist auch besser.

Jess meint:
Weißt du Dad, die Zeiten werden anders. Früher gab es gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Cowboys und Schafhirten. Schafe wurden erschossen oder mit Knüppeln erschlagen, über Klippen gejagt, vergiftet und selbst Schafhirten erschossen wenn sie sich zur Wehr setzten. Zuerst waren Schafherden nur dort wo keine Rinder waren. Dann wendete sich das Blatt und die Schafherden wurden immer größer. Der Preis für Wolle steigt ständig und ich muss sagen ohne die Wollsocken von meiner Schwiegermutter zu Weihnachten hätte ich wohl erfrorene Zehen gehabt. Leben und leben lassen, eine friedliche Koexistenz ist möglich und jetzt haben wir eben ein Schaf und bald zwei.

Im April 1909 wurden in Wyoming drei Schafhirten in ihrem Campwagen von Cowboys ermordet und sämtliche Schafe getötet. Es wurde eine Belohnung ausgesetzt, die Täter wurden gefasst. Vier wurden zu langjährigen Zuchthausstrafen verurteilt, Zwei zum Tode. Nach diesem harten Urteil kam das Ende der Schafkriege in Wyoming, heute der zweitgrößte wollproduzierende Staat der USA.