Nach der heftigen Standpauke schließt Hetty die Tür zu Jess`Zimmer und überlässt ihn seinen Gedanken. Er grübelt lange über Hettys Worte und kommt zum Entschluss, dass sie nicht ganz unrecht hat und er an seinem Verhalten etwas ändern muss. Über diesen Überlegungen schläft er ein. Eine Stunde später öffnet Hetty die Tür und fragt Jess sofort als er seine Augen öffnet:
"Jess, wie hast du dich entschieden? Soll ich meine Tasche packen? Dann werde ich auch die Kinder mitnehmen. Ich habe Laura fest versprochen sie zu versorgen."

Jess antwortet:
"Henrietta, wir müssen reden. Noch nie hat mich eine Frau so zusammengestaucht wie du gerade, höchstens meine eigene wenn ich einen über den Durst getrunken habe."

Hetty muss grinsen und denkt typisch Mann.

Jess redet weiter:
"Setz dich zu mir Henrietta, wir müssen reden. Darf ich Hetty sagen? Henrietta ist mir auf Dauer zu lang. Das kannst du doch nicht machen mich armen Kerl einfach diesem Army Sergeant von Gemeindeschwester überlassen?"

 

 
"Hetty, du hast es geschafft mich bei meiner Bullriderehre zu packen. Ich muss kämpfen sonst hat Luther Jenkins sein Ziel erreicht mich kaputt zu machen. Diese Genugtuung werde ich ihm nicht geben. Laura und die Kinder haben es auch verdient, dass ich mich nicht aufgebe. Mir ist auch klar, dass ich nur noch eine Chance habe mit der Medizin von Takoda. Ich weiß nur nicht was ich deiner Meinung nach machen soll Hetty. Meine Gedanken drehen sich im Kreis und ich merke, dass ich Hilfe brauche um aus diesem Gedankenkarussell heraus zu kommen. Also was soll ich nach deiner Meinung tun?"

Hetty nimmt seine Hand:
"Jess endlich siehst du ein, dass nur du etwas ändern kannst. Natürlich helfe ich dir und überlasse dich nicht dieser Gemeindeschwester. Als erstes wird Patrick den Galgen von deinem Freund Harry an der Decke festmachen. Ich werde auch nicht jünger und so leicht bist du auch nicht. Dann kannst du dich festhalten während ich dir den Rücken wasche oder die Kissen aufschüttle. Du hast kräftemässig sehr nachgelassen durch das Liegen. Das müssen wir ändern. Du solltest Kraft in den Armen und im Schultergürtel haben, wenn du bestimmt irgendwann auf Krücken laufen kannst. Als nächstes kümmere dich wieder um die Ranchbelange! Patrick braucht klare Anweisungen speziell mit Pitch Black. Der Angus gehört auf die Weide und nicht in weiteren Deckeinsatz, dann macht er irgendwann gar nicht mehr seinen Job als Bulle."

Jess unterbricht:
"Mit dem Galgen sehe ich ein. Hetty, du hast nie geklagt, dass es dir zu schwer ist, hättest du doch eher was gesagt. Ich habe mir keine Gedanken gemacht, das war egoistisch von mir, sorry. Sag mal, bist du Spezialistin für Rindviecher von mir mal abgesehen? Das wundert mich jetzt etwas."

Hetty lacht:
"Leroy und ich hatten eine Farm mit Herefords am Windy River und auch einen wunderschönen Deckbullen. Leider musste ich als mein Mann bettlägerig wurde alle Tiere verkaufen, weil ich es allein nicht schaffen konnte alles zu versorgen und wir kein Geld für eine Hilfskraft auf der Farm hatten."

Jess guckt ernst:
"Das tut mir leid Hetty. Ich weiß so viel von dir nicht. Dann hole bitte Patrick, der soll den Galgen anbringen und ich werde ihm jetzt auch klare Anweisungen geben. Du kannst mir inzwischen den Tee machen und die warme Kompresse fürs Kreuz. Ich werde den Tee artig trinken und nicht mehr dagegen arbeiten."

Patrick kommt und bringt den Galgen von Harry an.
"So Boss, das hält, da kannst du ein Schwein dran aufhängen."

Jess grinst:
"Patrick, das reicht wenn das Ding mich hält damit ich Hetty entlasten kann. Noch etwas, du bringst Pitch Black nicht zum nächsten Deckeinsatz sondern stellst ihn auf die Weide zu den anderen Bullen. Er braucht dringend Erholung. Mein Dad ist übers Ziel hinaus geschossen, weil er sich nicht so mit Bullenhaltung auskennt. Es sind zu viele Decktermine hintereinander.

 

 
Ich nehme das auf meine Kappe. Wenn Dad meckert wenn er wieder da ist Patrick, dann schicke ihn zu mir. Ich will nicht, dass es uns mit Pitch Black so geht wie mit Hermann, der nicht mehr decken will sondern lieber Blümchen mag. Dem hat Matt Henderson zu viel abverlangt und ich habe ihn dann übernommen weil er ihn schlachten wollte.
 

 
Und das bei der Ausstattung! Ein Jammer!"

Hetty hört bei geöffneter Tür dem Männergespräch zu und amüsiert sich prächtig.

Jess fragt Patrick nach Pitch Blacks nächsten Termin, den Frank zugesagt hat:
"Aha, die Jones Farm, der züchtet doch Herefords. Damit die Tumbleweed nicht in schlechten Ruf kommt Zusagen nicht einzuhalten, bringe ihm James. Der bringt zu 50 % hornlosen Nachwuchs. Da sind alle Farmer ganz wild drauf. Eigentlich nehme ich für ihn bei Herefordkühen mehr aber in dem Fall bekommt er ihn zum Preis von Pitch Blacks Bemühungen. Wir lassen uns da nichts nachsagen. Bring ihn morgen hin! Dann ist die Sache jetzt wohl geklärt."

 

 
Patrick ist froh über die klare Ansage vom Boss, der ihm auch gesagt hat, dass er mit seiner Arbeit als Vormann sehr zufrieden ist.

Später kommt Hetty mit Tee und Abendessen:
"So Bullrider, einmal aufrichten damit ich die Kissen aufschütteln kann!"

Jess greift nach dem Galgen und meint:
"Ist es jetzt für dich besser Hetty? Ich gebe mir Mühe."

Hetty meint:
"Das machst du jetzt sagen wir fünf Mal hintereinander."

Jess macht was Hetty sagt und ist danach aus der Puste:
"Oh Gott, ich habe doch ganz schön abgebaut. Darüber hätte ich früher nur gelacht. Darf ich jetzt mein Sandwich essen Hetty?"

Sie klopft ihm auf die Schulter:
"Gut gemacht, lass es dir schmecken!"

Am nächsten Morgen steigert Hetty die Klimmzüge auf zehn. Jess kommt ins Schwitzen und keucht:
"Sag mal Hetty, woher kommen eigentlich deine Vorfahren?"

Hetty antwortet:
"Aus Maine, warum?"

Jess lacht laut:
"Neuenglandstaat, ich hätte geschworen, dass deine Vorfahren Sklaventreiber aus dem Süden gewesen sind. Das kann gar nicht anders sein."

Hetty und Jess lachen zusammen. Hetty merkt, dass sich Jess besser fühlen muss, wenn sein Humor zurückkommt. Er verweigert auch nicht mehr das Essen und trinkt den Tee ohne zu schimpfen. Hetty massiert auch weiter seine Beine und macht die warmen Kompressen in regelmässigen Abständen.

Am Nachmittag richtet sich Jess wieder allein auf und kann aus dem Fenster sehen. Hetty und Jess gucken auf den kleinen Raylan, der mit zwei Schiffen auf dem Wasser spielt. Sein Pony Snuggles steht dabei und sieht zu.

 
 
Hetty ist erschrocken:
"Jess, oh Gott, kann Raylan schwimmen? Was ist wenn er ins Wasser fällt?"

Jess nimmt Hetty an der Hand:
"Nun beruhige dich, das Kerlchen schwimmt wie eine Bachforelle. Ich habe ihm letztes Jahr schwimmen beigebracht wie allen meinen Kindern. Hier werden im Frühjahr kleine Rinnsale zu reißenden Flüssen wenn die Schneeschmelze in den Bergen einsetzt. Es ist lebenswichtig schwimmen zu können. Sammy will ich es nächstes Jahr beibringen. Sie ist noch zu klein. Wer weiß ob ich das kann? Die Schiffe haben Dad und ich im Winter gebaut."

Am Abend kommt Raylan ins Haus und Hetty sagt ihm:
"Raylan, wasch dir die Hände vor dem Essen!"

Raylan hat keine Lust sich zu waschen und meint:
"Du hast mir gar nichts zu sagen. Du bist nicht meine Mom."

Hetty hat wie immer die Tür offen stehen gelassen damit sie mitbekommt wenn Jess etwas möchte.

So hört Jess, dass der Kleine den Aufstand probt. Jess ruft mit seiner tiefen Stimme:
"Raylan, komm sofort zu mir!"

Der Kleine merkt, dass der Ton seines Dads keine Widerstand duldet und beeilt sich. Jess meint:
"Raylan, wir müssen mal zusammen reden. So geht das nicht. Vor dem Essen wäscht man sich wenigstens die Hände, Gesicht könnte auch nicht schaden, wenn ich dich so ansehe und wenn Grandma das fordert dann tust du was sie sagt, als hätte Mom, Grandpa oder ich es gesagt. Verstanden Cowboy? Zieh ab und bring mir nachher das Handtuch mit. Das möchte ich sehen."

Hetty kann sich das Lachen kaum verbeißen und fragt Jess:
"Warum willst du sein Handtuch sehen?"

Jess grinst:
"Glaub mir Hetty, ich kenne die Tricks von kleinen Jungen, ich kenne sie alle. Der soll sich waschen und nicht den Dreck ins Handtuch wischen."

Die Kinder sagen alle Grandma zu Hetty und Jess hat auch bei Raylan die Fronten geklärt, dass er auf sie zu hören hat. Das nimmt Hetty dankbar zur Kenntnis. Das nächste Problem lässt auch nicht lange auf sich warten.

"Jess, Jolene weint sich die Augen aus dem Kopf, weil sie mit der Erdkunde nicht weiterkommt. Ich kann ihr da auch nicht behilflich sein. Ich kenne nicht viele Orte aber du warst doch fast überall mit deinem Rodeo."

Jess kümmert sich auch um dieses Problem und zeigt Jolene auf der USA Karte die wichtigsten Flüsse, Gebirge, große Städte, Washington und auch New Orleans, die Stadt in der Jolene geboren wurde und die ersten drei Jahre ihres Lebens bei ihrer Mutter gelebt hat.

 
 
Jolene sieht ihren Dad an:
"Ich habe gar keine Erinnerung mehr an New Orleans. Manchmal kann ich mich nicht einmal mehr an das Gesicht meiner Mutter erinnern."

Jess antwortet:
"Du hast ein Bild von deiner leiblichen Mutter in deinem Zimmer. Melva war eine gute Mutter, du darfst sie nicht vergessen auch wenn Laura jetzt deine Mom ist."

Zusammen gucken sie weiter in das Erdkundebuch. Dort sind auch Abbildungen von den Badeorten an der Ostküste wo sich Menschen in Badekleidung mit langen Ärmeln und Beinen und langen Kleidern am Strand und im Wasser tummeln. Raylan guckt sich die Bilder interessiert an.
"Dad warum gehen die mit so vielen Sachen an baden? Wir gehen immer nackig. Das ist doch doof wenn man nach dem Baden in den nassen Sachen rumlaufen muss."

Hetty hat Spaß und überlegt wie Jess aus der Nummer rauskommen will.

Der überlegt nur kurz und meint dann entschlossen:
"Raylan, denen ist vielleicht kalt."

Im Westen achtet niemand auf solche Kleideretikette und springt wie man geschaffen ist ins Wasser, was Jess auch im Sommer gern tut.

Hetty weiß von Frank, dass Jolene eine andere Mutter hat und Jess damals von dem Vorhandensein eines unehelichen Kindes ziemlich überfahren war. Damals waren Jess und Laura noch kein Paar.

Als die Kinder im Bett sind unterhalten sich Hetty und Jess noch etwas.

Hetty sagt Jess, dass sie von Jolenes Herkunft weiß:
"Jess, eine Frau die das uneheliche Kind ihres Mannes adoptiert, wird dich nicht verlassen. Sie liebt dich egal was jetzt weiter wird. Ich glaube fest daran, dass du wieder laufen kannst."

Jess seufzt:
"Hoffentlich hast du recht Hetty. ich bin ohne Laura nur ein halber Mensch. Ich habe Angst, dass sie mich verlässt."

Für Hetty und Jess brechen Tage an, die es für beide leichter machen mit Jess` Einschränkung fertig zu werden. Auch Takoda merkt die Veränderung, die Jess durchmacht.

 
 
 
"Grauer Wolf, du bist körperlich stärker geworden. Dir geht es besser dank Hetty, die sich alle Mühe gibt. Das ist gut."

Jess antwortet:
"Stimmt schon, nur der Tag ist manchmal furchtbar lang wenn ich doch nichts machen kann."

Takoda meint:
"Gibt es nichts was du immer schon einmal machen wolltest wenn du viel Zeit hast, etwas was nichts mit Laufen zu tun hat?"

Hetty wirft ein:
"Vielleicht ein gutes Buch lesen, dazu bist du bei der Rancharbeit nie gekommen Jess."

Jess überlegt:
"Ihr beiden bringt mich da auf eine Sache, die mir schon länger im Kopf herumgeht. Nicht ein Buch lesen sondern ein Buch schreiben. Mir schwebt ein Buch über Bullenhaltung vor. Das wird immer so falsch angepackt, wenn ich an arme Bullen in Einzelhaft in Ställen oder Weiden allein denke. Vielleicht sollte ich das versuchen. Zeit habe ich ja jetzt genug."

So kommt es, dass Jess sich Papier und Stift bringen lässt. Aller Anfang ist schwer und er grübelt lange bis er den Titel hat.

-Bullenhaltung, (k)eine Hexerei!-

Das Einleitungskapitel geht ihm dann wider Erwarten gut von der Hand und Hetty darf Probelesen.

Sie ist begeistert:
"Das liest sich wirklich gut Jess. Weiter so, aber nicht die Klimmzüge vergessen!"

Loretta, die gut zeichnen kann, malt für ihren Vater Bilder zur Illustration des entstehenden Buches wie Jess auf Big John reitet und viele andere.