Am zweiten Tag nach dem verkorksten 4. Juli Abend kommt Abby nichts ahnend in bester Laune angeritten.
 

 
Sie trifft Jess auf der nahen Weide am Ranchhaus. Er steigt ab und guckt Abby ziemlich böse an.
 

 
Abby merkt sofort, dass etwas nicht stimmt wenn Jess so eine Miene macht. Was können seine blauen Augen böse blitzen! Sie fragt:
"Was ist dir denn für eine Laus über die Leber gelaufen Jess?"

Der fasst sich kurz:
"Paddy hat die Tumbleweed verlassen, für immer, zum Abschied hat er mich noch fast über den Haufen geritten und das nur wegen dir. Er hat dir einen Brief hinterlassen, liegt in seinem ehemaligen Zimmer. Ich kann dir auch sagen, dass die Laus Charles Ingram heißt."

Abby versteht Jess nicht wirklich, aber sie bohrt lieber nicht weiter nach, geht ins Haus und liest in Paddys Zimmer den Brief an sie. Er ist nicht der große Schreiber, aber erklärt in dem Brief, dass er einem Mann, der ihr alles bieten kann im Gegensatz zu ihm, nicht im Weg stehen will. Als Abby liest, dass er ihr für die schöne Zeit dankt, fließen die Tränen. Es kommt ihr jetzt zum Bewusstsein, dass er den Kuss im Halbdunkel falsch gedeutet hat. Eigentlich ist sie als Ärztin ein rationaler Mensch, aber das ist alles zu viel für sie. Nachdem sie sich ausgeheult und wieder beruhigt hat, sucht sie Jess. Sie muss unbedingt mit ihm sprechen und seinen Rat einholen. Er kennt Paddy am besten.

Jess ist bei der Arbeit. Es ist trocken und das Gras wächst nicht so wie er es sich wünscht. Daher füttert er ab und zu Heu zusätzlich. Er steht hoch oben auf dem Wagen und schleudert missmutig mit der Forke das Heu auf die Weide. Die Bullen warten schon auf die Mahlzeit.

 
 
Big John kann es gar nicht schnell genug gehen. Er senkt den Kopf und scharrt mit den Vorderbeinen. Darauf muss Jess lachen und ruft:
"Du Fresssack, ich kann doch nicht hexen, kannst es wohl gar nicht erwarten."
 

 
Nachdem die Bullen gefüttert sind, ist Jess nach einer Pause und er setzt sich auf James, der sich das Kraulen gern gefallen lässt.
 

 
Inzwischen ist die Ärztin auf der Weide angekommen. Wenn Jess bei den Bullen ist, hat sie keine Angst. Allein würde sie nicht auf die Bullenweide gehen. Jess guckt auf:
"Mensch Abby, musst du mich so erschrecken? Wie siehst du denn aus? So rot verheult denke ich, du hast Paddys Brief gelesen."

Abby schluchzt schon wieder beim Gedanken an Patrick und krault James gedankenverloren.

 

 
Dann nimmt sie ihren Mut zusammen:
"Jess, ich weiß, dass du geladen wie eine Kanone auf mich bist und ich kann dich verstehen. Du hast einen Freund und gleichzeitig deinen Vormann verloren. Aber ich habe meine große Liebe verloren. Das ist alles noch viel schlimmer."

Und wieder rollen die Tränen:
"Paddy hat das mit Charles Ingram in den völlig falschen Hals bekommen. Hätte er mich doch bloß zur Rede gestellt! Ich hätte alles erklären können.
Das war ein freundschaftlicher Kuss auf die Wange nach meiner Erklärung, dass ich sein Werben um mich nicht möchte. Noch nie war es mit einem Mann so wie mit Paddy, wir sind beide unabhängig und es war alles gut so wie es war und nun habe ich alles kaputt gemacht. Was soll ich denn jetzt bloß tun?"

Jess tut Abby schon wieder leid und er wirft ihr sein Bandana zu:
"Wisch dir erst einmal die Tränen ab! Das kann ja kein Mensch mit ansehen. Liebeskummer ist was ganz Schreckliches. Das erwischt wohl irgendwann jeden früher oder später.

Nachdem sich Abby die Tränen abgewischt hat sieht sie zu wie Jess den Brahmabullen Zebu krault.

 

 
Jess überlegt, bei seinen Bullen kann er immer am besten entspannen und er hat die besten Ideen wenn Probleme auftauchen:
"Abby, Paddy ist nicht der Typ, der zurückkommt, wenn er einmal Goodbye gesagt hat. Er fühlt sich schlecht und von dir abgelehnt. Er ist nicht der Typ, der um Liebe und Zuneigung bettelt. Außerdem kommt dazu, dass er wohl große Ängste hat sich an jemanden zu binden. Ich habe lange gebraucht ehe ich ein Freund für ihn wurde und ich vermisse ihn sehr. Obwohl er so groß ist, ist er ein Seelchen und verschwindet wenn er sich abgelehnt fühlt. Das ist die Lösung, die er immer hat. Es liegt wahrscheinlich an seiner Kindheit in verschiedenen Waisenhäusern. Die Geschwister hat man auch auseinander gerissen. Seit er erwachsen ist, ist er auf der Wanderschaft. Das erste Mal länger an einem Ort war er hier auf der Tumbleweed und ich habe immer versucht ihm ein Freund zu sein und ihm so etwas wie Familie zu geben."

Abby hört gespannt zu:
"So viel hat er darüber nie erzählt. Jetzt verstehe ich vieles besser. Hast du eine Idee was ich jetzt tun kann? Wyoming ist verdammt groß, wo mag er hin sein?"

Jess grinst:
"Ich glaube ich ahne was du vor hast. Eine Lady rennt zwar nicht einem Mann hinterher, das gehört sich ja angeblich nicht. Aber ich denke, nur du allein kannst alles richtig stellen und ihr könnt vielleicht einen Neuanfang machen. Ich würde mich wahnsinnig freuen meinen Freund und Vormann wieder hier zu haben. Ich war so froh, diesem Fiddlefoot endlich hier so etwas wie ein Zuhause gegeben zu haben und dann kommst du daher und alles ist kaputt. Abby, er hat davon gesprochen, dass er seinen Bruder irgendwo bei Arcola besuchen will. Er reitet über Rawlings, das muss er, weil er bei der Bank sein Geld hat. Versuche einige Tage frei zu bekommen und ihn zu finden! Der alte Doc Andrews ist kein Unmensch und ein paar freie Tage stehen dir doch zu. Ich wünsche dir viel Glück Abby! Bring ihn zurück!"

Abby guckt Jess groß an und die Tränen rollen wieder:
"Fiddlefoot sagst du, es war so schön mit ihm zu tanzen, unsere Picknicks, die Ausritte und nun ist er weg und ich bin schuld Jess."

Jess lacht:
"Der Kerl ist manchmal so schüchtern mit Frauen, aber auf dem Tanzboden "pure poetry". Er besteht nur aus Gegensätzen. Aber jetzt los Abby!
Verliere keine Zeit ihn aufzuspüren, die Richtung hast du! Ich kann dich leider nicht begleiten, ich muss seine Arbeit auch noch mitmachen und falle am Abend hundemüde ins Bett. Laura beschwert sich schon wie lange ich das noch so durchhalten will."

So kommt es, dass sich Abby bei Doc Andrews frei nimmt und los reitet Richtung Rawlings.