Danach wird zu Abend gegessen und Opa Frank meint zu Jess Willst du den Brief gar nicht öffnen? Was hat das zu bedeuten?
Jess meint Was willst du damit sagen? Ich hab nichts angestellt in New Orleans, da war ich viel zu kaputt nachdem dieser blöde Bulle mich so fertig gemacht hat. Ich habe ein flaues Gefühl im Magen, aber hilft ja nichts, nach dem Lesen ist man schlauer.
Er öffnet den Brief und wird ganz blass. Teufel nochmal, ist das jetzt die Strafe von dem da oben für meinen Blick zum Himmel wegen Jolene, dass mir Rover auch gereicht hätte? Die wollen mir das Kind wegnehmen. Der Grandpa in New Orleans klagt das Sorgerecht für sich ein. Mir wird vorgeworfen ein Herumtreiber als Bullrider auf Rodeos zu sein, keinen festen Wohnsitz zu haben und so weiter und so fort. Spinnen die jetzt total? Die konnten die Kleine doch nicht schnell genug los sein. Woher kommt der plötzliche Sinneswandel? Keine Ahnung, aber ich werde es herausfinden. Der Termin vor dem Familiengericht ist schon in 14 Tagen, da bleibt uns nicht viel Zeit. Da steckt doch garantiert diese Klapperschlange von Tara dahinter, diese Ratte, die will mich fertigmachen. Die weiß genau, dass ich verheiratet bin und hier auf der Ranch lebe. Bull Riding ist Vergangenheit. Ich fahre da hin und nehme die Winchester mit.
Opa Frank ist ganz fertig. Das können die doch nicht machen.
Laura behält die Nerven. Mach jetzt keinen Fehler Jess! Erst einmal lassen wir uns vom Doc und von Abby ein Schreiben aufsetzen in welchem Zustand die Kleine war als sie hier ankam. Du nimmst unsere Heiratsurkunde mit und damit kannst du schon eine Menge entkräften was die zu Unrecht vorwerfen. Ich wäre gern an deiner Seite aber der kleinen Loretta können wir die lange Reise nicht zumuten.
Jess meint Honey du hast mal wieder recht. Jolene ist dem Gericht vorzuführen. Mein Gott, wie das klingt, wie Vorführen an der Hand bei Pferdeshows. Jetzt gibt es genau das Gezerre, das ich nie wollte. Verdammter Bullshit! Wie erkläre ich Jolene bloß, dass wir jetzt doch nach New Orleans müssen?
Ein paar Tage später machen sich Jess und Jolene schon auf die lange Reise in den Tiefen Süden der USA. Sie überqueren die Mason - Dixie - Line, die die Nord- von den Südstaaten der USA trennt und kommen nach 5 Tagen Fahrt in New Orleans an. Am Bahnhof nimmt Jess eine Kutsche und gibt die Adresse der Pension an in der er vor inzwischen 5 Jahren nach seinem Unfall beim Bull Riding fast ein halbes Jahr wohnte. Der Kutscher meint Sir, ist das richtig, das ist im Niggerviertel?
Jess sagt o.k. und Jolene meint Was willst du im Niggerviertel? Die sind doch nur zum Arbeiten da, diese Nigger. Meine Tante Tara und meine Großeltern wohnen im French Viertel.
Jess stutzt Jolene, sag nie wieder Nigger! Das ist ein böses Wort. Das sind genau so Menschen wie wir eben nur mit schwarzer Hautfarbe. Hier im Süden ist die Zeit stehengeblieben. Der Bürgerkrieg ist vorbei und die träumen immer noch von den alten Zeit in denen die Farbigen die Drecksarbeit für sie gemacht haben. Die Zeiten ändern sich. Bei uns im Westen arbeitet man selbst und lässt nicht andere für sich arbeiten. Verflixt, was treibt dieser Kutscher? Wir sind jetzt schon zum dritten Mal am selben Mietstall vorbeigefahren.
Jess platzt der Kragen und hält dem Kutscher sein Messer an den Hals. Los und jetzt ohne Umwege zu der Adresse! Das sind vom Bahnhof in etwa knappe zwei Meilen und mehr zahle ich nicht. Ich will hier keine Sightseeing Tour machen.
Jolene erschreckt sich weil ihr Dad so wütend ist, der Kutscher erschreckt sich noch viel mehr und fährt jetzt ohne Umwege an den Zielort. Jess zahlt und knurrt Trinkgeld kannst du für die Vorstellung vergessen! Pech für dich, dass ich mich halbwegs in eurer Stadt auskenne.
Jess schnappt sich die große Reisetasche, nimmt Jolene an die Hand und geht ins Haus wo eine korpulente Farbige in den Sechzigern in der Küche werkelt. Jess grinst Hallo Prissy, fleißig wie immer, hast du für zwei Durstige eine Zitronenlimo? Ist das heiß hier in New Orleans. Bei uns in den Rocky Mountains ist es noch rattenkalt.
Prissy erkennt gleich die tiefe Stimme, dreht sich um und fällt Jess um den Hals. Nein, dass ich dich noch einmal wiedersehe! Lass dich ansehen Jess, wie geht es dir? Jolene, du bist aber groß geworden.
Jess lacht Drück mich nicht tot Prissy. Hast du ein Zimmer für uns?
Prissy Du hast Glück, dein Zimmer von früher ist frei mit dem bequemen Bett.
Jess und Jolene richten sich dort ein, packen ihre Sachen aus und Jolene schläft auch gleich ein. Jess geht zu Prissy und fragt sie warum ihm früher New Orleans von den Menschenansammlungen wuseliger erschien als heute.
Sie klärt ihn auf, dass sie im letzten Sommer einen Ausbruch von Gelbfieber in der Stadt hatten, dem wohl 25 % der Bevölkerung zum Opfer gefallen sind, kaum eine Familie, die keine Verluste hatte. Sie erzählt, dass die Kinder und der Ehemann von Tara am Fieber gestorben sind. Jetzt ist Jess klar woher das plötzliche Interesse an Jolene kommt. Man hat sich erinnert, dass da noch ein Kind ist. Prissy meint Du und Melva, ihr seid so ein schönes Paar gewesen. Es ist so schade, dass es nichts mit euch geworden ist.
Jess Wenn man sich nicht einmal auf den Wohnort einigen kann! Ich habe meine Traumfrau und wir haben eine kleine gemeinsame Tochter. Für meine Laura ist Jolene wie eine eigene Tochter und alles ist gut wie es ist und jetzt kommen die mir mit einem Gerichtsverfahren wegen dem Sorgerecht.
Prissy tröstet Jess. Nimm es nicht so schwer, wenn Alan Steward der Richter ist wird alles gut, glaube mir.
Der Tag des Gerichtsverfahren kommt, der Richter erscheint und zum Erstaunen aller ist der Richter ein Farbiger. Jess ist es egal, er will nur Gerechtigkeit. Der Richter nimmt die Papiere entgegen, die Jess vorzeigt und liest das Schreiben der Ärzte aus Laramie, eine Wendung die ihm vorher völlig unbekannt war. Danach unterbricht er die Verhandlung und spricht in seinem Arbeitszimmer allein mit Jolene, die ihm ohne die Zuschauer im Gerichtssaal, die sie nur ängstigen, bereitwillig erzählt, dass sie sich auf der Tumbleweed wohl fühlt, ihren Vater, Laura und Opa Frank und ihre kleine Schwester lieb hat und dort bleiben möchte. Jess wird langsam unruhig, weil das Gespräch so lange dauert, doch dann kommt der Richter und verkündet sein Urteil. Das Sorgerecht für Jolene Harper wird dem anwesenden Vater endgültig zugesprochen. Ein Einspruch von anderer Seite ist nicht mehr möglich. Die Kosten für das Verfahren trägt der Antragsteller.
Jess ist glücklich und umarmt Jolene. Endlich hat dieser Albtraum ein Ende! Wir besuchen noch deine Mom auf dem Friedhof und dann fahren wir nach Hause.
Als Erstes schicken die Beiden aber ein Telegramm nach Hause, dass alles geregelt ist und sie gemeinsam wieder nach Hause kommen.
Die Friedhöfe in New Orleans haben eine Besonderheit. Man nennt sie auch Cities of the Dead. Die Toten werden nicht herkömmlich beerdigt sondern in Mausoleen. New Orleans liegt sehr tief und wenn es regnet können Särge in Erde eingegraben hochgespült werden. Der Friedhof für das French Quarter ist der St.Louis Cemetery 1. Jolene weiß wo ihre Mutter liegt und führt Jess dorthin. Sie haben eine großen Blumenstrauß und bei Jolene fließen die Tränen. Die Erinnerungen an ihre Mom kommen wieder hoch und Jess geht es auch nicht anders. Deine Mom war eine wundervolle Frau und ich habe ihr zu verdanken, dass ich nach meinem schweren Unfall wieder zurück ins Leben gefunden habe. Sie hat gelebt wie eine Kerze im Wind und ist viel zu schnell erloschen. Versprich mir Kleines, wenn du reitest, nicht so riskant zu reiten wie sie! Nun lass uns noch auf den Markt gehen und ein bischen frisches Obst für die Rückfahrt und für Zuhause kaufen. Bananen, Mangos, hier gibt es alles!
Jolene ist begeistert. Dann will ich Crawfish essen!
Jess Geh mir bloß weg mit den Mississippi Flusskreben! Ich habe die Dinger einhändig wegen dem Gipsarm durchs Lokal geschossen und deine Mutter konnte nicht mehr vor Lachen. Die haben sich hartnäckig geweigert sich von mir essen zu lassen. Es geht nichts über ein gutes Steak!
Jolene lacht über ihren Dad.
Auf dem Markt gibt es alles - auch Tiere werden angeboten. Jolene guckt sich alles interessiert an. Hunde, Katzen, Kaninchen, Schweine aber auch Pferde und Ponies stehen dort zum Verkauf. Jess ist mit dem Einkauf beschäftigt. Jolene bekommt ein Gespräch mit über ein Pony, das ein Händler verkauft. Es ist eine hübsche Falbstute, die für die Kinder des ehemaligen Halters zu klein geworden ist. Für verwöhnte Kinder von Plantagenbesitzern gibt es auch Ponies, die im Westen noch nicht so üblich sind. Jolene bekommt mit wie der Händler das Pony anbietet und dass er es unbedingt heute verkaufen muss, sonst käme es eben in die Wurst. Ihre Augen füllen sich mit Tränen. Sie nimmt ihren Dad bei der Hand und meint Ich habe dich noch nie um etwas gebeten, aber jetzt mach ich das. Bitte, bitte, kauf dieses kleine Pony Dad!
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