Inzwischen hat der Sommer auch die Tumbleweedranch erreicht und Jess ist fest davon überzeugt, dass alle erwarteten Fohlen auf der Welt sind. Die Morganstute hat gleich Zwillinge geboren, die sich prächtig entwickeln.
 

 
Mit dem Kaltblutnachwuchs ist Jess auch sehr zufrieden.
 

 
Einige Pferde sind verkauft, die meisten Pferde lässt er im Sommer einfach frei auf dem Ranchgebiet laufen. Die Junghengste messen wieder einmal ihre Kräfte.
 

 
Auch die alte Suzie mit Araberblut, die er als eine der ersten Zuchtstuten im Alter von 12, 13 Jahren auf die Ranch holte, läuft in der Herde frei. Sie hat immer gute Fohlen gebracht, aber nun ist sie alt und soll auf der Ranch ihr Gnadenbrot bekommen. Nach Jess`Meinung ist sie nicht mehr rossig geworden. Nachdem die Geburt ihres Fohlens vom letzen Jahr so schwierig verlaufen ist, sollte sie nie wieder ein Fohlen bekommen müssen. Sie tut sich inzwischen etwas schwer mit ihren alten Knochen und sieht so gut wie nichts mehr. Frank war schon der Meinung, dass Jess sie erschiessen soll, aber er hat sich hartnäckig geweigert, da er an Suzie hängt und sie sich ja auch blind an den anderen Pferden orientiert und mit der Herde einfach mitläuft so gut sie kann. Nicht sehen können ist für Jess kein Grund ein Pferd zu töten, solange es noch gut frisst und auch sonst noch an ihren Artgenossen interessiert ist. Ab und zu setzt sich Jess auf die Stute, die sich von ihm einfach mit der Stimme leiten lässt, so auch jetzt.
 

 
Die kleine Loretta lacht fröhlich als sie ihren Dad sieht und die Stute horcht in Richtung der Stimmen. Frank meint:
Jess, du hast so großartige schnelle Pferde und setzt dich ausgerechnet auf diese alte Stute. Ich verstehe dich nicht.

Jess grinst nur:
Musst du auch nicht Dad, ich mag das alte Mädel nunmal. Es tut doch niemandem weh, wenn Suzie noch solange es geht mit der Herde läuft und sich ihres Lebens freut.

Opa Frank versteht seinen Sohn wieder einmal mehr nicht und das Thema Suzie ist damit erst einmal abgehakt. Suzie ist dann einige Zeit mit der Herde weiter weg verschwunden und eines Tages morgens traut Jess seinen Augen nicht. Er reibt sich die Augen und kann gar nicht glauben was er sieht.

 

 
Im Gras liegt ein kleines Hengstfohlen, das Suzie beschnüffelt.
Ich glaubs nicht! Suzie, du hast aber deine Trächtigkeit sehr gut versteckt. Ich werde wohl nie erfahren wer der glückliche Vater von dem kleinen Burschen ist. Altes Mädel, du bist mir ja eine! Hast klammheimlich ein Rendezvous mit Folgen.

Jess lacht und nimmt den Kleinen liebevoll in seine Arme. Suzie weiß, dass Jess ihr und ihrem Fohlen nie etwas tun würde.

 

 
Hallo, kleiner Bursche, willkommen auf der Welt! Du bist ja eine Überraschung. Und ich dachte deine Mutter bringt keine Fohlen mehr in ihrem Alter. Du bist ja ein Hübscher! Little Lad sollst du heißen.

Jess läuft ins Ranchhaus und erzählt gleich die Neuigkeit, die alle sehr überrascht. Leider gibt es Schwierigkeiten wegen der Blindheit der Mutter. Sie ist ständig in Panik und stösst an Bäume und Zäume, weil sie ihren Kleinen sucht, der immer beweglicher wird. Jess sperrt die beiden in einen Corral, aber da ist die Stute völlig unruhig, da sie gewohnt ist frei mit den anderen Pferden mitzulaufen. Also macht er das Gatter wieder auf und lässt sie raus. Der Kleine nutzt es sofort für einen kleinen Sprint und Suzie steht wieder ratlos da, nachdem sie sich an einem Gatter in ihrer Panik auf der Suche nach dem Kleinen gestossen hat. Sie hört und wittert nach ihrem Kleinen. Jess beobachtet die Sachlage und überlegt wie man der Stute bloß helfen kann. Laura ist schon sauer meint zu Jess:
Ich trau mich gar nicht mehr mich mit der Kleinen draußen auf die Decke zu setzen und mit ihr zu spielen. Nachher kommt Suzie wieder in Panik angerast auf der Suche nach ihrem Fohlen. Sie ist ständig nass geschwitzt vor Panik auf der Suche nach ihrem Fohlen. Arme Suzie! Wenn ich mir vorstelle, ich wüsste nicht wo Loretta ist.....Furchtbar!

Jess antwortet:
Ja, ich weiß ja, so geht es einfach nicht. Ich überlege ja schon die ganze Zeit was ich machen kann um Suzie zu helfen. Der Kleine muss laufen können und zu den anderen Fohlen, er muss sich bewegen und alles ausprobieren, nur dann kann er gesund aufwachsen. Ich kann die beiden doch nicht einfach in einen Corral einsperren bis er entwöhnt werden kann.

Es kostet Jess noch einige schlaflose Nächte. Dann hat er eine Idee, die er in die Tat umsetzt. Morgens beim Frühstück fragt er Frank:
Sag mal, wir haben doch noch so eine alte Glocke. Weißt du wo die geblieben ist?

Frank guckt seinen Sohn zweifelnd an.
Willst du jetzt dem Reverend Konkurrenz machen? Dich interessieren doch die Kirchenglocken in Laramie nicht die Bohne. Das Ding muss irgendwo in der alten Scheune rumliegen Jess.

Jess
Nein, die Kirche und der Reverend kann mich mal. Das reicht mir einmal im Jahr zu Weihnachten. Ihr zwingt mich und der sagt auch noch, dass an Weihnachten auch die Sünder kommen. Ach was solls? Dann geh ich das Ding mal in der Scheune suchen.

Opa Frank
Stop, mir ist da letzten Sonntag was zu Ohren gekommen Jess. Der Reverend hat sich fürchterlich über dich beschwert als er uns nach dem Gottesdienst verabschiedet hat.

Jess
Bullshit, ich dachte das wäre untergegangen. Egal dazu stehe ich! Ich bin ihm begegnet als er mit seiner Kutsche unterwegs war. Ich habe ihn freundlich gegrüsst und da sehe ich, dass er jetzt auch diese neue Mode mit den Ausbindern mitmacht, die dem Pferd den Kopf runterhalten mit rundem Hals, dass es sich kaum rühren kann. So soll es dann noch vor der Kutsche laufen mit dem Kopf auf den Beinen. Na ja, ich habe mein Jagdmesser aus dem Stiefel gezogen und die Dinger kaputtgeschnitten, damit sie nicht mehr benutzbar sind. Ich glaube dem Reverend hat das nicht so gefallen. Damit er nicht heult habe ich ihm 10 Dollar in die Hand gedrückt und ihm gesagt, wenn ich ihn wieder mit den Dingern erwische passiert das Gleiche nochmal. Blödsinnige Mode aus dem Osten!

Frank schüttelt nur seinen Kopf. Wenn sein Sohn etwas nicht will, dann will er es nicht und niemand kommt dagegen an - auch ein Reverend nicht.

Jess geht ohne weiteren Kommentar in die Scheune. Nach einigen saftigen Flüchen findet er endlich die Glocke. Er macht sie sauber und geht damit zu Little Lad.
So Little Lad, jetzt bekommst du ein Glöckchen um den Hals und deine Mama kann dich immer hören, wenn sie dich schon nicht sehen kann. Suzie horch mal! Das ist dein Baby!

 

 
Jess streichelt Suzie und sie hört das Glöckchen. Der Kleine bockt erst ein bischen herum wegen dem ungewohnten Ton, aber er gewöhnt sich sehr schnell an das Geräusch.
 

 
Jetzt kann Suzie immer hören wo ihr Kleiner steckt und läuft in die richtige Richtung. Alle staunen, dass die Sache mit dem Glöckchen wenn auch ungewöhnlich aber gut funktioniert und so kommt es, dass auf der Tumbleweed ein Fohlen mit Glöckchen um den Hals herumläuft.