Abby ist auch da und hat den Büffel mit erstaunten großen Augen angesehen. Sie meint zu Jess: Erzähl mir was über diese Tiere! Ich sehe das erste Mal einen so nahe vor mir.
So erzählt er: Als meine Vorfahren aus dem guten alten Europa kamen bevölkerten Tausende und aber Tausende Büffel die Prärien und Berglandschaften. Im 16.Jahrhundert sollen es geschätzt 25-30 Millionen gewesen sein. Ich selbst kann mich noch erinnern als Junge sie zu Hunderten auf der Wanderschaft gesehen zu haben. Dann kam der weiße Mann und knallte sie ab. Die Kadaver bleiben liegen, nur die Felle werden abgezogen. Der berühmte Buffalo Bill Cody rühmte sich damit in einer Stunde vom fahrenden Zug aus 60 Büffel geschossen zu haben. Den Lakota und anderen Stämmen wird auf die Art die Nahrungsgrundlage entzogen. Die Indianer nutzen alles vom Büffel. Sie nutzen die Häute für Tipis, Schuhe, Kleidung, Decken u.s.w., die Hörner als Löffel, Tassen, Spielzeug, Zeremoniengegenstände, Werkzeuge, Pulverhörner und vieles mehr, auch Haare und Wolle wird genutzt für Stricke, Kopfkissen, Pads und vieles mehr. Es gibt nichts was nicht genutzt wird. Wenn die Lakota Büffel töten, dann nur so viele wie sie zum Leben und Überleben brauchen. Der weiße Mann ist masslos in seiner Gier und tötet alles was ihm vor die Flinte kommt. Das geht auch den Wapitis nicht anders.
Alle besonders Abby hören gespannt zu. Sie ist immer neugierig etwas über die Tierwelt der Rocky Mountains zu erfahren. Warum haben Büffel eigentlich so einen großen Kopf Jess und diesen komischen Buckel?
Jess grinst. Du hast noch nie einen Büffel im Winter gesehen. Mit dem Kopf schieben sie den hohen Schnee, so dass die Grasnarbe zum Vorschein kommt und sie fressen können. Sie machen richtige Bahnen durch den Schnee. Ohne den Buckel würden sie wahrscheinlich nach vorn überkippen mit ihren riesigen Schädeln. Das hat sich die Natur wohl als Gleichgewicht für den Körper gedacht. Büffel werden übrigens ohne Hörner geboren. Die wachsen erst später. Manchmal fechten die Bullen damit heftige Rangkämpfe aus, aber auch die weiblichen Büffel haben Hörner. Anders als bei Hirschen und Elchen haben sie aber nur ein Paar Hörner im Leben. Büffel sind reine Pflanzenfresser, Wasser brauchen sie natürlich auch. Im Winter brechen sie manchmal durch Eisdecken um an Wasser zu kommen. Sie können schwimmen, das lockige Fell hält sie über Wasser. Sie ertragen Kälte bis - 40 Grad, bei Rindern wird es ab - 15 Grad kritisch. Der Körper eines weiblichen Büffels ist 2,40 Meter lang, der eines Bullen bis zum 3,80 Meter. Männliche Tiere erreichen ein Gewicht von 900 KG, weibliche etwa die Hälfte. Sie sind schnell und können bis zu 50 Stundenkilometern laufen. Die Weibchen gebären nach neun Monaten Tragzeit ein 30 kg schweres Kälbchen, welches nach ein bis zwei Tagen bereits mit der Herde mitziehen kann. Das rotbraune Kalb wird im Frühjahr geboren und ein Jahr lang von der Mutter gesäugt. Das Muttertier bewacht das Kalb und verteidigt es erbittert gegen alle Feinde. Mit zwei bis drei Jahren wird das Kalb geschlechtsreif; Bullen sind allerdings erst im Alter von sechs Jahren stark genug, um sich gegen Geschlechtsgenossen durchzusetzen und eine Paarung zu erkämpfen. Unser Büffel ist schon groß und stark, er dürfte wohl 5-6 Jahre alt sein.
Jess soll später erfahren, dass die Regierung verbietet Büffel zu schießen und auch für Wapitis eine Abschusszahl festlegt. Er weiß nicht, dass es jetzt zu Anfang des 19.Jahrhunderts in ganz Wyoming nur noch 23 Büffel gibt. Heute hat sich der Bestand dank diesem rigorosen Schutz und der Einrichtung von Nationalparks wieder erholt.
Die Tage vergehen, der Büffel bleibt in der Herren WG. Vermutlich hält er es für sehr bequem Futter jeden Tag vorgesetzt zu bekommen.
Frank stöhnt: Als was soll ich jetzt dieses nutzlose Vieh verbuchen in den Papieren Jess? Ist kein Pferd, ist kein Rindvieh? Aber frisst ohne Ende!
Jess lacht: Ist mir doch absolut egal. Ich mag ihn und er mag mich anscheinend auch.
Laura fragt: Wieso hast du ihn Tatanka genannt?
Jess antwortet: Tatanka heißt eigentlich Büffel, aber die Lakota nennen auch so den heiligen weißen Büffel ihrer Mythologie. Vielleicht glauben sie ja dann, Tatanka kommt wieder und lassen ihn dann in Ruhe. Ich habe schon seit ewigen Zeiten hier auf Tumbleweedgebiet keinen Büffel mehr gesehen. Er stört hier doch keinen.
Jess geht wie immer jeden Morgen Heu füttern weil sich sonst niemand traut. Auch der Zaun ist inzwischen repariert, aber Tatanka stört sich nicht daran eingesperrt zu sein. Er verträgt sich gut mit den Bullen, die sich an ihn gewöhnt haben.
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