Es wird wärmer und eines Nachts hört Jess die Trommeln der Lakota in weiter Entfernung. Schon beim Frühstück ist er sehr nachdenklich und Laura weiß sofort, dass ihrem Mann etwas auf dem Herzen liegt. Jess grübelt: Eigentlich habe ich genug Arbeit auf der Ranch aber ich möchte so gern meinen Blutsbruder wiedersehen. Den Lakota geht es nicht gut, ich habe genug gehört was sich im Reservat abspielt. Es ist unwürdig einen Stamm zu Farmern zu machen. Männer, die wie der Blitz reiten und es mit Pfeil und Bogen mit großen Büffeln aufnehmen. Nun sollen sie dem kargen Boden etwas abgewinnen aber sie haben nie gelernt Farmer zu sein. Ihre versprochenen Fleischrationen bekommen sie nicht und werden mit ein paar Bohnen und Maismehl abgespeist. Die Kinder werden in Reservatsschulen gesteckt, bekommen neue Namen der Weißen und es wird ihnen die Bibel eingetrichtert. Ihre Traditionen sollen sie aufgeben. Ich weiß nicht wohin das noch führen soll. Es ist Unrecht.
Grandpa Frank meint: Die Bibel ist nie Unrecht. Deine Mutter und ich haben immer danach gelebt.
Jess antwortet: Ja, das musste ja kommen. Ich habe mich entschlossen. Ich besuche die Lakota und werde Raylan mitnehmen. Es ist an der Zeit, dass er eine andere Kultur kennenlernt und sich selbst ein Urteil bildet.
Laura weiß, dass sie ihren Mann nicht auf der Ranch halten kann solange er nicht weiß wie es seinen Lakotafreunden geht. Sie hat auch nichts dagegen, dass Jess Raylan mitnehmen will. Die Mädchen müssen in die Schule. So macht sich Jess mit seinem Sohn auf dem Weg, er auf Dandy und Raylan auf seinem Pony Snuggles.
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Die kleine Snuggles hat Mühe mit dem großen Quarterhorse Dandy Schritt zu halten. Jess nimmt Rücksicht auf seinen Sohn und legt ein nicht zu großes Tempo vor. |
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Nach fast einem Tagesritt mit einer Rast zum Essen und Ausruhen für die Pferde erreichen sie das Lager der Lakota am kleinen Bergsee. Jess weiß, dass die Späher sie schon lange gesehen haben und für sie unsichtbar begleiten. Der kleine Raylan macht große Augen als er das Lager der Lakota mit seinem bunten Treiben sieht.
Jess reitet geradewegs auf das Zelt des Häuptlings Chato und seiner Frau Leotie zu. Sie steht mit ihrem Pferd vor dem Tipi und freut sich.
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Ein Totempfahl steht neben dem Tipi und Felle sind zum Trocknen ausgebreitet.
Jess und Raylan steigen ab und lassen ihre Pferde laufen. Raylan nimmt seinen Vater vorsichtshalber an der Hand.
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Leotie begrüßt Jess freundlich: Willkommen Grauer Wolf, es ist schön, dass du uns besuchst. Dein Sohn ist groß geworden. Schau, hier ist unser jüngster Sohn.
Der Kleine ist in der bei den Plainsindianern üblichen Trage in der die Babies im Alltag bei allen Arbeiten und auf dem Pferd bei ihren Müttern sind.
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Raylan beobachtet die Lakota. Es gibt Fische im Bergsee. |
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Die Bogenschützen üben. |
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Raylan findet schnell Anschluss und freundet sich mit dem jungen Lakota Kangee an. |
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Leoties Mann Chato kommt auf einem wunderschönen Appaloosa angeritten. |
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Seinen Bogen hat er unter dem Arm. |
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Chatos Gesicht spiegelt die große Freude wieder seinen Blutsbruder zu sehen. Er springt vom Pferd und lässt es laufen. Dann nimm er Jess in seine Arme: Grauer Wolf, ich wusste immer wir sehen uns irgendwann wieder. Bleibe ein paar Tage bei uns! |
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Raylan sieht sich den Bogen an der fast so groß ist wie er. Hier gibt es so viel für ihn Unbekanntes zu entdecken. Es dauert auch nicht lange, da taucht Takoda, der Medizinmann, dessen Name "Freund aller" bedeutet auf. Er ist ein Riese der alle überragt. |
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Jess und Raylan können im Tipi von Chato und Leotie übernachten. |
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Jess erklärt Raylan: Als in den Prärien die Büffel noch zahllos waren und zu Tausenden umherstreiften waren die Tipis aus Büffelhäuten. Die Stangen sind aus Tannenholz und alles kann schnell auf Travois, die die Pferde ziehen, verstaut werden wenn der Stamm den Büffeln und anderem Wild hinterher zieht. Heute gibt es kaum noch Büffel und die Tipis sind aus derben Segeltuch. |
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Chato gehört wie unschwer zu erkennen zum Clan der Adler. Das ist sein Totem. Mit den beiden Stangen hinten können die Rauchklappen ausgerichtet werden je nachdem woher der Wind weht. Im Tipi ist in der Mitte eine Feuerstelle und der Rauch muss abziehen können. Die Häute oder das Segeltuch fängt eine Handbreit höher als der Erdboden an damit auch hier der Rauch abziehen kann. Es wird also im Winter sehr kalt wenn der Frost in die Tipis zieht. Das Leben der Lakota ist nicht so einfach und bunt wie es dir jetzt vielleicht erscheint. |
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Chato, Takoda und Jess lassen ihre Pferde frei. Sie können sich ungehindert im Lager bewegen. |
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Später am Nachmittag sitzen die Männer zusammen. Takoda bläst den Rauch aus seinem Kalumet (Pfeife) in alle vier Himmelsrichtungen nach Sitte der Lakota und bittet die Geister um ein gutes Gespräch. |
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Vorher kommt Raylan noch und zeigt, dass er wie die Lakota auch ohne Sattel reiten kann. |
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Dann reitet er wieder zu den Kindern der Lakota.
Takoda lächelt: Grauer Wolf, dein Sohn wird ein großer Krieger. Er kann gut mit seinem Pony umgehen. Das hat er von dir gelernt. Er spielt mit unseren Kindern und hat Freude. Das ist gut.
Jess meint: Ich bin stolz auf meine Kinder wie ihr auf eure. Vielleicht machen unsere Kinder einmal alles besser als unsere Generation. Mein Herz ist schwer über die Dinge, die ich über euer Volk höre.
Chato wirft ein: Ich weiß nicht was ich tun soll. Wir leben zwischen den Welten. Unsere alte Welt gibt es nicht mehr, wir sind Jäger aber es gibt keine Büffel mehr und wir sollen Farmer werden nach dem Willen eurer Regierung. In der Reservation schneiden sie uns die Haare, geben uns Namen des weißen Mannes, lernen lesen und schreiben und man drückt uns die Bibel in die Hand. Wir haben es nicht mehr ausgehalten und sind dort weg. Ein paar Pferde sind uns noch geblieben.
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Leotie kommt und übergibt Chato ihren Jüngsten: Dein Sohn will zu dir.
Dann reitet sie weg um sich um das Essen zu kümmern.
Chato berichtet weiter: Wir sind nicht geübt mit einem Pflug umzugehen und zu säen. Das ist nicht die Arbeit eines Kriegers. Es gibt keine Büffel mehr. Die wenigen hat eure Regierung unter Schutz gestellt. Die versprochenen Fleischrationen gibt uns eure Regierung nicht nur Bohnen und Maismehl. Feuerwaffen dürfen wir nicht besitzen und so können wir höchstens mal einen Hasen oder Präriehund fangen. Das ist unwürdig für Krieger. Gehen wir nicht in die Reservation werden eure Soldaten mit Waffengewalt dafür sorgen. Also was soll ich tun?
Jess ist sehr traurig: Ich schäme mich für mein Volk. Das ist glattes Unrecht.
Takoda wirft ein: Was siehst du wenn du dich hier umsiehst Grauer Wolf?
Jess antwortet: Ich sehe unser schönes Bergpanorama, den Grand Teton, den blauen Himmel, die warme Sonne, die scheint, grünes Gras so weit das Auge reicht für meine Pferde und Bullen. Ich höre den Wind der in den Bäumen rauscht und mein Gesicht kühlt.
Takoda lacht: Grauer Wolf, du bist nicht der typische Weiße. Das habe ich immer schon gewusst seit ich dich vor vielen Sommern und Wintern kennengelernt habe. Der weiße Mann zerstört Mutter Erde, die uns alles gibt. Er schlägt Löcher in die Felsen damit das eiserne Pferd (die Eisenbahn) fahren kann und gräbt tief in die Erde, Felsen und Flüsse um Gold und andere Bodenschätze zu gewinnen. Der weiße Mann denkt nur an Geld. Ihr verkauft Mutter Erde in Stücken. Der Himmel, die Erde, das Wasser gehören niemandem. Wann merkt ihr, dass man Geld nicht essen kann? Ihr kommt und nehmt euch alles Land und es kommen immer mehr Bleichgesichter. Der Anblick der Städte schmerzt mein Auge. Es gibt dort keine Stille wie wir sie lieben. Der große Geist muss euer Volk lieben. Es wird immer größer und unser Volk immer kleiner. Ihr bestimmt wo und wie wir leben sollen. Unsere Lebensweise geht unter.
Jess überlegt: Ich schäme mich für mein Volk. Es wird aber so sein, dass Soldaten mit ihren Waffen kommen wenn ihr nicht in die Reservation geht. Ist es nicht besser sich anzupassen als unter zu gehen? Ihr seid jederzeit auf dem Land der Tumbleweed willkommen.. Aber ich kann nur für mich sprechen.
Chato fragt: Wir sind im Winter an einer Gruppe von Hendersons Cowboys vorbei geritten. Sie haben gesehen, dass wir ein Rind geschlachtet haben, aber sie haben uns nichts getan.
Jess grinst: Genau genommen waren es vier.
Takoda wirft ein: Woher weißt du Grauer Wolf?
Jess meint: Na ja, ich habe sie meinem Nachbarn Matt bezahlt. Deshalb hat er euch nicht verfolgt. Viehdiebe werden nach wie vor aufgehängt. Ich habe nur eine Bitte, haltet meine Bullen da raus und Tatanka, meinen Büffel. Ab und zu will er in die Weite der Prärie und ich lasse ihn dann auch.
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Takoda und Chato sind sich einig, dass Jess ein außergewöhnlicher Weißer ist. Sie geben ihm den Rat den Büffel mit dem indianischen Symbol zu kennzeichnen, dass alles Ungemach vom Träger fernhält. Dann wird es kein Krieger wagen auf ihn anzulegen.
Takoda meint dazu: Wer auf Bullen reitet,
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tanzt auch mit dem Büffel und liebt ihn. |
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Trotz aller Wiedersehensfreude ist den Männern das Herz schwer über das Schicksal der Lakota. Ihr Schicksal ist besiegelt.
Sie leben auch heute noch in Reservationen in Armut ohne Bildungschancen. Die Sterblichkeitsrate bei den Kindern ist die höchste im Land ebenso die der Alkoholiker und Drogenabhängigen. Über 90 % sprechen heute nicht einmal mehr ihre Sprache. In den Reservationen wurden die Kinder gezwungen amerikanisch zu sprechen. Wenn nicht wurde ihnen der Mund mit Seife ausgewaschen. Von ehemals 500-600 Indianersprachen sind die meisten vom Aussterben bedroht.
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