Grauer Wolf, ich suche dich schon überall. Red Cloud will unbedingt mit dir sprechen. Chato soll es aber nicht mitbekommen.
Jess stutzt, der eine Oldtimer kann nicht gut hören, der andere ist halbseitig gelähmt und kann nicht sprechen, schon Bullshit alt zu werden sind seine Gedanken. Leotie, er kann doch nicht sprechen und ich kann zu wenig Lakota. Ich bin zu blöd für eure Sprache.
Leotie lacht. So wie du mit Tieren umgehst bist du sehr feinfühlig Grauer Wolf. Red Cloud geht es immer schlechter, aber er spricht in Gesten mit seiner beweglichen Hand und seinen Augen. Er versteht die Sprache der Weißen sehr gut, wenn du langsam und deutlich mit ihm sprichst. Versuch es! Du bist einer der wenigen weißen Männer, die er akzeptiert weil sie unsere Kultur akzeptieren und versuchen zu verstehen.
Jess geht nachdenklich ins Tipi des alten Häuptlings, der gleich ein Zeichen gibt, dass seine Frau und der Medizinmann und seine Enkel das Tipi verlassen sollen. Er hebt die Hand und deutet mit leuchtenden Augen auf seine Enkelkinder. Jess begrüßt Red Cloud mit einem indianischen Handzeichen und meint Du liebst deine Kinder und Enkelkinder, genau so wie ich meine Kleine liebe.
Red Cloud nickt heftig und nimmt Jess Hand in seine und drückt sie.
Jess Red Cloud, ich habe dich immer bewundert. Du hast mir viel mitgegeben auf meinem Lebensweg, Spurenlesen, jagen, fischen und vor allem den Umgang mit Pferden, sie nicht zu brechen sondern zum Freund zu machen. Du bist deinen Trail mutig gegangen und hast immer Schaden von deinem Volk ferngehalten. Manchmal ist es einfach schlauer nachzugeben und zu gehen, wenn man nur verlieren kann. Dein Sohn ist auf einem Irrweg und ich kann ihn nicht umstimmen. Er will kämpfen, weil er dich nicht mehr transportieren will. Die Soldaten werden spätestens morgen vormittag hier sein. Es ist falsch zu kämpfen, wenn es nur in einem Massaker enden kann.
Red Cloud nickt heftig. Jess antwortet Ich weiß es, ich habe auch gelernt, dass die Zukunft in den Kindern liegt. Ich werde nochmal mit Chato sprechen wenn du es auch so siehst. Vielleicht ändert er ja doch noch seine Meinung.
Jess verlässt das Tipi des alten Häuptlings und dessen Frau und der Medizinmann gehen wieder hinein. Jess setzt sich vor Chatos Tipi und überlegt wie er Chato überreden kann die Tipis abzubrechen. Dabei isst er ein Stück Pemmikan, da seine eigenen Essensvorräte zu Ende sind. Das ist eine Mischung aus Dörrfleisch und Fett, bei den Lakotas vorwiegend Bisonfleisch. Der Hunger treibt es rein. Das Zeug ist so hart und schwer zu kauen, dass Jess unwillkürlich an ein gut durchgebratenes Steak mit Bratkartoffeln denken muss. Während er so da sitzt und überlegt, kommt auf einmal der Medizinmann aus dem Tipi des alten Häuptlings und stimmt ein Lied zu Ehren Red Clouds an.
Jess springt auf und realisiert sofort, dass Red Cloud gestorben ist und sich auf seinen letzten Trail macht. Chato kommt mit versteinertem Gesicht. Jess berührt ihn am Arm mit den Worten Ein großer Führer seines Stammes, Krieger, Jäger und guter Famillienvater ist von uns gegangen. Seine Seele wird die ewigen Jagdgründe finden.
Jess überlässt Chato seiner Trauer bis er ihn allein antrifft. Chato, es gibt jetzt keinen Grund mehr hier zu bleiben. Du weißt es nicht, aber ich habe mit Red Cloud gesprochen. Sein letzter Gedanke war, dass euer Stamm überleben soll. Erfülle jetzt sein Vermächtnis. Es wäre mir eine Ehre als dein Blutsbruder, die Totenwache zu übernehmen oder spricht etwas in eurer Kultur dagegen? Entscheide dich für eine Feuerbestattung. Ich würde die drei Tage wie es bei euch vorgeschrieben ist die Totenwache halten und seine Asche den vier Winden übergeben. Ich weiß, es wäre deine Aufgabe aber dein Volk und deine Familie sind jetzt wichtiger. Red Cloud würde es so wollen.
Chato Das würdest du tun?
Jess Ja, gib endlich den Befehl zu packen. Die Soldaten werden spätestens morgen vormittag hier sein. Noch was, geht nicht nach Westen in die Rocky Mountains sondern nach Norden über die Staatsgrenze nach Montana. Sobald ihr die Stateline überschreitet hat die Bürgerwehr keine Befugnisse mehr. Mit den Soldaten lasse ich mir was einfallen, Colonel Mayers kenne ich gut. Du weißt wo die Grenze zu Montana liegt?
Chato nickt. Er war lange genug in der Reservatsschule und hatte auch die Grenzen der Staaten beigebracht bekommen auch wenn er als Indianer den Glauben hatte, dass Mutter Erde niemandem gehört. Chato lässt alles zusammenpacken und auf Travois verstauen. Als letztes wird ein Hochgestell aus Holz gebaut und darauf der alte Häuptling gelegt. Chato zündet es an und verabschiedet sich von Jess mit den Worten Grauer Wolf, wir sehen uns wieder - irgendwann, irgendwo.
Jess Ich wünsche euch einen guten Trail. Mach erst Pause auf Montanagebiet Chato. Ihr kommt mit den Alten und Kindern nicht so schnell vorwärts. Du weißt, dass du jederzeit auf TWR Land willkommen bist und nun los!
Leotie hat ihr jüngstes Kind bei sich und verabschiedet sich auch von Jess.
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