Einige Tage später ist Jess beim üblichen Kontrollgang über seine Weiden. Blaze säuft an der Wasserstelle und lässt sich nicht durch den Baumstachler stören.
 

 
Dann verlässt Blaze die Wasserstelle wieder. Jess guckt nach seinen Bullen.
 

 
Irgendwie hat er heute keine Lust mit den Pferden zu arbeiten und genießt lieber die Herbstsonne, die noch Kraft hat. An der Wasserstelle haben sich inzwischen drei Weißkopfseeadler versammelt. Das Junge vom letzten Jahr ist groß und wird sich ein eigenes Revier suchen müssen.
 

 
Die Weißkopfseeadler fliegen wieder weg als sie ihren stillen Beobachter bemerken. Eigentlich will Jess wieder auf seinen Monty steigen und zurück zur Ranch, da taucht ein Vielfraß auf und plötzlich noch ein zweiter.

Jess weiß, dass Vielfraße Einzelgänger sind und sich nur zur Paarungszeit von April bis Juli treffen.

 

 

 
So kommt es wie es kommen muss, die riesigen Marder machen ein Höllengetöse mit fürchterlichen Geräuschen, Drohgebärden und zeigen ihr starkes Gebiss. Keiner will das Territorium verlassen und nachgeben. Jess guckt amüsiert zu, sieht dann aber mit Schrecken, dass ein kleines Mädchen auf einer Quarterhorse Stute in die Szene platzt.
 

 
Jess sieht, dass das Mädchen ihr Pferd nicht im Griff hat, ist aber zu weit weg um eingreifen zu können. Die Stute macht in ihrer Angst Riesensätze und das Mädchen kann sich nicht mehr halten.

Sie fällt krachend auf den Boden und kann sich nicht mehr rühren. Die Vielfraße räumen erschrocken das Feld. Jess stellt sich erst der Stute in den Weg und beruhigt sie mit seiner Stimme.
"Ruhig, Mädchen, alles ist gut. Steh!"

 
 
Jess sieht auf die Schnelle, dass der Stute anscheinend nichts passiert ist außer dem Schreck über die Vielfraße. Er macht sich viel mehr Sorgen um das kleine Mädchen. Der Sturz hat schlimm ausgesehen, sie hätte sich das Genick brechen können so steif wie sie gefallen ist. Jess setzt sich zu ihr, klopft ihr vorsichtig auf die Wangen:
"He Kleine, wach werden! Guck mich an!"
 
 
Das Mädchen verdreht die Augen und guckt erschreckt zu Jess hoch:
"Wo ist Magic Highflyer? Ist ihr was passiert? Sir, wer bist du? "

Jess schüttelt seinen Kopf:
"Na, du bist mir eine! Fällst wie ein Kartoffelsack vom Pferd und fragst wie es dem Gaul geht! Du hättest dir das Genick brechen können. Nicht erschrecken, der große Hund ist lieb, das ist mein Teddy und ich bin Jess Harper von der Tumbleweedranch. Darf ich fragen wer du bist und dann muss ich dich abtasten ob du Knochenbrüche hast. Ich bin auch ganz vorsichtig."

Langsam kommt dem Mädchen zum Bewusstsein was passiert ist. Sie schluchzt:
"Ich bin Annie Crompton. Wir haben die Creek Farm gekauft. Mein Vater sagt, ich soll nicht mit fremden Männern sprechen. Er bringt mich um, wenn Magic Highflyer was passiert ist. Ist sie wirklich in Ordnung Mister Harper?"

Jess antwortet:
"Annie, du kannst ruhig Jess zu mir sagen. Wir sind Nachbarn. Ich habe schon gesehen, dass dort wieder Vieh weidet und das Haus und die Scheune wieder in Stand gesetzt werden. Euer Vieh sieht gut gepflegt aus. Ich hätte mich schon eher vorgestellt, aber deine Eltern müssen die Farm vor dem Winter in Schuss haben ehe der erste Schnee fällt. Du brauchst vor mir keine Angst zu haben. Meine beiden ältesten Töchter sind in deinem Alter. Jolene und Loretta werden sie freuen, dass jetzt ein Mädchen in der Nähe wohnt. Wie kommt dein Vater dazu, dich auf einem so spritzigen Pferd reiten zu lassen? Die Stute kommt von der Peterson Ranch. Ich habe es am Brandzeichen erkannt. Der Besitzer hat immer so temperamentvolle Pferde, die sind nur was für erstklassige Reiter und nicht für Anfänger Annie. Schon der Name hätte zumindest deinen Vater warnen müssen."

Annie rollen die Tränen von den Wangen.
"Sie ist doch so hübsch, ich wollte immer einen Fuchs und Mr. Peterson hat gesagt, die kann jedes Kind reiten. Dad meinte, meine Tochter kann das schon lange wenn das die Kinder hier auf dem Land können. Wir kommen aus New York. Jess, dein Teddy gefällt mir. Wo ist dein Pferd?"

Jess ist belustigt:
"Meint dein Dad im Ernst unsere Kinder kommen im Sattel auf die Welt? Die müssen auch erst reiten lernen. Ich würde meine Kinder nie im Leben auf ein so temperamentvolles Pferd wie Magic Highflyer setzen. Ich muss wohl mal ein paar ernste Worte mit deinem Vater reden. Mein Monty steht dahinten."

 
 
Jess hebt Annie auf sein Pferd und setzt sich hinter sie. Magic Highflyer nimmt er am Zügel mit auf die Tumbleweed. Dort kümmert sich Laura um Annie. Sie hilft ihr beim Waschen und reibt sie mit Jess`Bullridersalbe ein, die immer gut hilft bei Prellungen. Die Kleine hat großes Glück, dass sie sich nichts gebrochen hat. Als Annie sieht wie liebevoll Jess mit seinen Kindern umgeht fragt sie ihn, ob er sie nach Hause bringt.
"Jess, ich traue mich nicht allein nach Hause. Dad schimpft ganz schlimm mit mir, wenn er hört, dass ich zu dumm bin und Magic Highflyer nicht reiten kann. Er hat viel Geld für sie bezahlt. Er will stolz auf mich sein, dass ich so ein gutes Pferd reiten kann und nun bin ich runtergefallen. Ich steige da nicht mehr rauf, ich mag auch nicht nach Hause."

Jess und Laura gucken sich vielsagend an. Sie verstehen die Art von Annies Vater nicht.

Magic Highflyer ist in der Scheune der Tumbleweed, weil Jess sie noch auf Blessuren untersuchen will.

 
 
Jess lacht als er sie durch die Scheune brettern sieht.
"Du machst mir Spaß, genau das Richtige für mich, aber nicht für ein kleines Mädchen. So spooky wie du bist fehlt dir nichts."
 
 
Zu seiner Frau meint Jess:
"Laura, ich bringe Annie nach Hause. Die Cheyenne würden sagen nichts passiert ohne Sinn. Vielleicht sollte es so sein, dass Magic Highflyer auf die Tumbleweed kommt. Vielleicht kann ich Annie helfen. Ich muss auf jeden Fall mit ihrem strengen Vater von Vater zu Vater sprechen. Er verlangt Unmögliches von Annie. Ich habe gesehen wie sie reitet - wie ein Greenhorn. Um diese Stute zu reiten braucht sie noch Jahre. Wenn die Cromptons aus New York kommen, dann kennt sie höchstens die Pferdestraßenbahn und jetzt ist sie nach dem Sturz natürlich voller Angst."