Die Zeit verfliegt, der Alltag geht seinen gewohnten Gang und Lauras Schwangerschaft schreitet fort. Sie wird mit der Zwillingsschwangerschaft schneller unbeweglicher aber sie reißt sich zusammen und macht noch einiges im Haushalt und kümmert sich um die beiden Mädchen, die sehr gespannt auf ihre zu erwartenden Geschwister sind. Laura und Jess diskutieren über Namen. Laura amüsiert sich über Jess, der ihr über den Bauch streichelt und Hallo ihr Süßen dazu sagt. Sie meint auf Dauer können sie aber nicht "Ihr Süßen" heißen und muss lachen. Jess meint dazu nur: Wie sagt man so schön, Namen sind Schall und Rauch. Dir wird schon was einfallen. Wir brauchen zwei Jungen- und zwei Mädchennamen. Dann sind wir für alle Eventualitäten vorbereitet. Halt, alles nur nicht Jess. Jess Junior finde ich ganz schrecklich. Stell dir vor ich hieße Frank! Man wird ja so schon immer am Vater gemessen als Sohn. Das will ich einem Sohn nicht antun. Er ist ein eigener Mensch und soll auch einen Namen für sich allein haben.
Jess ist ein fürsorglicher Ehemann und hilft Laura, die immer weniger selbst machen kann. Mit fortschreitender Schwangerschaft muss sie nach Abbys Anweisungen mehr liegen um die Schwangerschaft nicht zu gefährden und sie hält sich an den Rat der Ärztin worauf Jess auch ein wachsames Auge hat. Er besorgt ihr aus der Stadt Bücher und Zeitschriften damit ihr der Tag nicht so lang wird. Eines Tages sitzen alle beim Mittagessen und Jess beobachtet, dass Laura ihren gefüllten Teller wieder an die Seite schiebt. Er meint: Honey, du solltest aber eigentlich für drei essen. Fehlt dir was? Du siehst irgendwie krank aus, keine gesunde Gesichtsfarbe. Ja, ich weiß Schwangerschaft ist keine Krankheit aber trotzdem, wenn Abby heute kommt bestehe ich darauf, dass sie dich untersucht.
Laura sagt nichts dazu, steht auf und legt sich im Schlafzimmer in ihr Bett. Jess sagt Patrick Bescheid, dass Abby Laura ansehen soll. Abby, die in dieser Woche mit den Überlandarztbesuchen dran ist, kommt täglich auf der Tumbleweed vorbei um Patrick zu sehen.
In der Zwischenzeit stellt Jess seine Bullen auf eine andere Weide um. Henry hat sich mal wieder im Fluss festgelaufen und muss befreit werden.
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Endlich hat Jess seine Bullen auf der anderen Weide zusammen und hat ihnen noch ein Bund Heu zu fressen hingelegt. |
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Mit der Aktion wird es Spätnachmittag und ihm fällt ein, dass Abby inzwischen da sein könnte. Er sattelt sein Pferd ab und geht leise die Treppe rauf zum Schlafzimmer. Die Tür steht offen und er hört Abby zu Laura sagen: Laura, ich bin mir ganz sicher, ein Kind ist tot. Es ist nur noch ein Herzschlag zu hören. Dieses Kind bewegt sich auch. Das wird jetzt eine schwierige Sache. Ich muss dich das fragen. Wenn ich medizinisch vor die Wahl gestellt werde dich zu retten oder das Kind was soll ich dann tun Laura?
Jess sieht nicht, dass Laura Abby mit großen Augen ansieht aber keine Sekunde zögert: Ich habe so schöne Jahre mit Jess gehabt. Ich habe mein Leben gehabt. Das Kind aber nicht und Jess wünscht es sich so sehr. Abby, rette das Baby auf jeden Fall!
Jess kann gar nicht glauben was er hört. Er ist mit der Situation völlig überfordert, macht auf dem Absatz kehrt und nimmt die Treppe im vollem Lauf zwei Stufen gleichzeitig. Dabei rennt er Jolene fast über den Haufen. Er ruft noch laut Sorry, ist aber weg wie ein geölter Blitz.
Jolene meint zu ihrem Grandpa, der Jess auch gehört hat: Was war das denn? So benimmt sich Dad doch sonst nicht.
Grandpa Frank meint: Ich glaube dein Vater muss eine sehr schlechte Nachricht bekommen haben.
Abby hört wie Jess die Treppe runterpoltert. Sie vertröstet Laura und läuft Jess hinterher. Der hat sich zu seinen Bullen verkrümelt. Er liegt auf Hermann und streichelt sein glattes weiches Fell.
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Abby ist inzwischen auf der Bullenweide angekommen. |
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Sie guckt zu Jess hoch. Ich wusste, dass ich dich hier finde. Du hast also mitbekommen was passiert ist. Ich hätte es dir gern schonender beigebracht Jess. Was soll ich denn jetzt tun? Wie stehst du dazu?
Jess antwortet: Ich bin völlig überfordert mit dieser Entwicklung. Gib mir doch etwas Bedenkzeit!
Abby erwidert: Ich verstehe dich ja, dass diese Entscheidung für dich zu plötzlich kommt. Aber die Wehen haben eingesetzt. Ich muss zu Laura zurück und muss wissen wie ich mich verhalten soll als Ärztin. Mitunter wird man vor diese unschöne Wahl gestellt. Also, du hast keine Zeit und solltest auch mitkommen und bei ihr sein.
Jess schluckt: Du hast recht Abby. Da gibt es auch nichts zu überlegen. Ich kann ohne weitere Kinder leben, wir haben ja die beiden Mädchen, aber auf keinen Fall ohne Laura. Sie ist der wichtigste Mensch in meinem Leben. Ich bin der Boss hier und meine Entscheidung steht. Du brauchst es ihr ja nicht auf die Nase binden. Verdammt, rette beide Abby, mach was! Geld spielt keine Rolle. Es ist schon schlimm genug, wenn ein Baby nicht lebt. Ich komme gleich nach, ich muss erst etwas klarer im Kopf werden. So bin ich Laura keine Hilfe. Aber wenn die Babies jetzt kommen, das ist doch wenigstens 6 Wochen zu früh für das Baby das lebt.
Abby nickt. Sie hatte von Jess keine andere Entscheidung erwartet. Sie hat im Lauf ihrer Arzttätigkeit gelernt Menschen einzuschätzen und was die Liebe zu Laura angeht ist Jess wie ein offenes Buch.
Inzwischen haben alle auf der Ranch mitbekommen was los ist und keiner traut sich Jess in die Augen zu sehen. Grandpa Frank kümmert sich um die Mädchen, Patrick um die Ranchbelange und alle sind mit ihren Gedanken bei Laura und Jess. Für Laura wird es unter dieser Voraussetzung eine schwierige Geburt aber Jess ist die ganze Zeit an ihrer Seite, stützt sie, hält ihre Hand und redet ihr gut zu. Zuerst kommt das überlebende Baby auf die Welt - ein Junge. Laura nimmt es nicht wirklich wahr. Abby nabelt ihn ab. Zuerst will er nicht atmen aber Abby versetzt ihm eine Klaps auf den Po. Vor Schreck holt der Kleine Luft und schreit. So Jess, nimm deinen Sohn!
Jess sieht seinen Sohn an und ist ganz gerührt. Der Kleine guckt und greift nach seinem kleinen Finger. In dem Moment ist es um Jess schon geschehen. Er spürt nur die große Liebe zu seinem kleinen Sohn. Willkommen auf der Welt! Du hast es ganz schön eilig, hoffentlich ist das nicht immer so. Du bist so winzig, wenn ich an Loretta denke. Aber du kannst es schaffen wenn du so ein zäher Hund wie dein Alter bist. Du kennst meine Stimme. Deine Mom hat gesagt, du sollst Raylan heißen, Raylan Harper.
Abby muss grinsen und dann legen sie den Kleinen in sein Bettchen.
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Nach einiger Zeit kommt das zweite Baby zur Welt. Es ist ein Mädchen. Laura ist völlig fertig, verdreht die Augen und fällt in Ohnmacht. Abby rüttelt sie: He Laura, wach bleiben! Komm schon!
Jess guckt sich das Mädchen mit Tränen in den Augen an. Du hattest keine Chance mit der Nabelschnur um den Hals Katie. Wir haben dich doch geliebt, du bist deiner Mom so ähnlich. Laura, was ist mit Laura?
Abby schüttelt den Kopf. Sie kommt nicht zu sich. Das war alles zu viel. Wir müssen abwarten, sie hat viel Blut verloren. Mein Gott, das sind die Momente in denen ich meinen Beruf hasse. Bleib bei ihr, rede mit ihr! Sie muss merken, dass du da bist Jess.
Jess wirft einen Blick auf die tote Katie, dann auf seine Frau. Aus seinen Augen spricht pure Verzweiflung und Trauer. Er nimmt sich einen Stuhl, sitzt neben Laura und hält ihre Hand. Laura, ich bin da, Katie hatte keine Chance, aber du hast einen wunderschönen Sohn zur Welt gebracht. Es war nicht umsonst. Nur lass mich jetzt nicht mit drei Kindern allein hängen. Das packe ich nicht!
Jess sitzt die ganze Nacht am Bett seiner Frau, seine Gedanken kreisen wie es weitergeht. Am Morgen zeigt er den beiden Mädchen ihren Bruder. Die kleine Loretta hebt er hoch damit sie besser ins Bettchen gucken kann.
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Nur Jolene fragt was mit ihrer Mom ist. Jess antwortet: Mom ist sehr krank. Wir müssen abwarten.
Jess geht wieder zu Laura, die sich plötzlich bewegt. Jess hält ihre Hand. Laura, gib mir ein Zeichen, drück meine Hand, bitte! Mach die Augen auf!
Laura guckt Jess an. Was ist passiert? Was ist mit den Kindern?
Jess guckt sie traurig an. Unser kleines Mädchen Katie ist tot. Aber du hast einen wunderschönen Sohn zur Welt gebracht. Ich bin stolz auf dich Laura.
Jess ruft laut nach Abby, die auf der Tumbleweed übernachtet hat, weil sie schnell zur Stelle sein will wenn mit dem Kleinen oder Laura etwas ist. Sie bringt Raylan gleich mit, weil es wichtig ist, dass er die erste Muttermilch bekommt.
Jess ist geschafft von den Ereignissen, die ihn überfahren haben, er zittert und ist gar nicht mehr so cool wie man ihn sonst kennt. Frank klopft ihm auf die Schulter. Es tut mir so leid, dass Laura und du so etwas erleben müsst. Ich weiß wie du dich fühlst, traurig und hilflos. Du solltest jetzt auch ein bischen schlafen. Du warst die ganze Nacht an Lauras Seite.
Jess antwortet: Dad, es ist alles so schrecklich. Wie sollen wir das den Girls erklären? Wie sollen wir damit fertig werden? Schafft es Raylan? Er kann zwar atmen, aber er ist doch viel zu früh auf die Welt gekommen. So viele Fragen und keine Antworten! Laura geht es gar nicht gut. Ich mache mir schreckliche Sorgen um sie.
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