Jess wirft einen Blick auf die entsetzte Jolene und dann auf die Stute aus deren Geburtsweg nur das Köpfchen und ein Bein herausragt. Der ganze Körper der Stute bewegt sich unter heftigen Presswehen, die aber zu nichts führen. Jolene ist in Panik:
Dad, mach was, du sagst doch immer beide Vorderbeine kommen und der Kopf des Fohlens liegt darauf. Hier ist das nicht so, das ist doch nicht richtig.

Jess hat die Mistgabel fix an die Wand gestellt, krempelt den rechten Ärmel hoch, die Zeit läuft davon und wäscht sich die Hände mit dem bereitgestellten warmen Wasser und Seife:
Jolene, Sauberkeit ist das Wichtigste, das vernachlässigen viele und wundern sich wenn ihnen Muttertiere oder auch beide eingehen. Candy, ruhig, ich muss da jetzt reingreifen und versuchen das Bein deines Kleinen zu fassen, dass es kommen kann. Bleib ruhig, Candy, ich versuche dir so wenig wie möglich weh zu tun.

Jess tut sein Bestes. Die Aktion ist schwierig. Er will vorsichtig sein, aber das Bein rutscht ihm wieder aus der Hand:
Verdammt noch mal, es ist alles so eng. Candy, das wird dein erstes und letztes Fohlen sein. Nochmal!

Jess sieht auf das Fohlenköpfchen und schüttelt den Kopf:
Jolene, du musst mir jetzt helfen. Das dauert zu lange, reiße die Eihaut um Maul und Nüstern auf. Das Kleine muss atmen können.

Jolene guckt ihren Dad an und versucht es:
Dad, das ist so fest, ich kriege die Haut nicht kaputt. Ich will dem Fohlen nicht weh tun.

Jess beruhigt Jolene:
Schnell, nimm die Fingernägel, mach schon! Besser etwas weh tun als sterben weil es nicht atmen kann. Los, nur Mut, du kannst das!

Jolene nimmt sich zusammen und tut was ihr Vater gesagt hat. Sie sieht mit Erleichterung, dass sich die Nüstern des Fohlens bewegen. Jess perlt der Schweiß von der Stirn obwohl es im Stall kühl ist. Er keucht:
Ruhig, Candy, ich hab das Bein, noch ein paar Presswehen Mom, dann hast du es geschafft und dein Fohlen ist da.

Bei der nächsten Presswehe zieht Jess kräftig mit und das Fohlen liegt im Stroh.

 

 
Die Stute steht hastig auf und Jess kontrolliert schnell die Atemwege des Fohlens. Es atmet ohne Schwierigkeiten. Jess ist froh, dass ein Hochheben und Ausschütteln des Fohlens nicht notwendig ist.
Er ist nach der Geburtshilfe selbst ziemlich geschafft aber froh, dass das Kleine endlich da ist.
Es liegt nass im Heu und ist wie erwartet zu klein und sehr zart.

Jolene fragt:
Warum nimmt man eigentlich kein Heu als Unterlage, das ist doch feiner.

Jess antwortet:
Eben deshalb, das klebt mehr am nassen Fohlen als Stroh.

Jolene nimmt ihren Dad an der Hand:
Ich bin so froh, dass das Kleine da ist. Ein Stutfohlen, stimmt`s Dad?

Jess grinst:
Eindeutig, aber zu klein, jetzt muss es bald aufstehen und trinken. Die Erstmilch ist überlebenswichtig.

Ein Fohlen hat keine Abwehrstoffe. Die bekommt es von der Mutter mit der Erstmilch.

 

 
Candy kümmert sich nicht um ihr Fohlen sondern lässt es nass im Stroh liegen und dreht ihm ihr Hinterteil zu. Jess schimpft:
He Candy, was bist du denn für eine Rabenmutter? Das ist dein Kleines und du musst es jetzt trocken lecken und nicht einfach weggehen. Deine Arbeit als Mom geht weiter.

Jolene guckt nachdenklich:
Kann ich was für Candy und das Fohlen tun? Wie soll die Kleine denn heißen?

Jess meint:
Ja, nimm dir einen Büschel Stroh und reibe sie damit trocken. Candy scheint ja nicht im Traum daran zu denken sie trocken zu lecken. He Candy, ich glaube an dich, du bist keine Rabenmutter sondern einfach nur unerfahren.
Wir helfen dir jetzt o.k.? Jolene mit dem Namen warten wir noch, das Fohlen ist schwach. Am Ende verlieren wir es und dann wird es mit einem Namen nur schlimmer weil man dann noch mehr daran hängt. Jetzt nimm dir schon vom Stroh!

 

 
Jolene reibt mit immer wieder einem neuen Strohbüschel das Fohlen sorgfältig trocken und redet ihm gut zu. Jess lässt sie allein machen weil er sieht wie gut sie sich dabei anstellt. Er beobachtet die Atmung des Fohlens und die Stute bei der die Nachgeburt in Teilen abgeht. Die Nabelschnur ist in dem Moment als die Stute aufgestanden ist gerissen. Die Massage mit der mütterlichen Zunge wenn das nasse Fohlen abgeleckt wird, regt den Kreislauf des Fohlens an. Das Abreiben mit Stroh simuliert dieses Verhalten wenn es die Stute nicht tut. Die vollständige Austreibung der Eihäute sollte nach spätestens zwei Stunden beendet sein. Die Nachgeburt ist bereits nach einer knappen Stunde beendet und Jess hat sie auf Vollständigkeit kontrolliert:
Alles komplett, das ist wichtig Jolene, die Mutterstute kann sonst sehr krank werden wenn totes Gewebe in ihr bleibt. Die Gebärmutter kann sich entzünden und sie kann sich innerlich vergiften.
So Candy, alles überstanden, nun guck dir doch dein Kleines wenigstens an! Gratuliere Candy, du hast so ein hübsches Paintstütchen zur Welt gebracht!
 

 
Candy guckt skeptisch aber nicht mehr so abweisend. Jess hält ihr einen Büschel Stroh mit dem Geruch des Fohlens unter die Nüstern:
Ja Mom, das ist dein Kleines das dich braucht.

Jess lässt der Stute Zeit sich an die neue Situation zu gewöhnen. Vater und Tochter lehnen an der Stallwand und beobachten wie das Fohlen versucht aufzustehen, immer wieder hinfällt und dann doch steht.

 

 
Das Fohlen steht sehr wackelig, aber es steht. Jess schiebt es mit sanfter Gewalt zum Euter von Candy:
Los, hier ist die Milchbar, trinken musst du aber jetzt allein.

Jolene lacht:
Ich glaube, dir wäre jetzt ein Bier lieber Dad. Oh schau, es trinkt und Candy lässt es zu.

Jess lehnt sich zufrieden zurück:
Siehst du Jolene, es macht sich bezahlt wenn man bei einer Stute, die zum ersten Mal fohlt im Zuge der Euterkontrolle sie an ein Anfassen gewöhnt. Ich wusste es doch, dass Candy keine Rabenmutter ist. Hier Candy, etwas zur Stärkung für die Mom!

 

 

 
Nach der ersten Milchmahlzeit wird das Fohlen munterer und neugieriger auf die Umwelt.

Candy vertraut Jolene und Jess, der sich freut, dass das Fohlen jetzt eine gute Chance hat obwohl es klein ist.

 
 
Das Fohlen wird sicherer auf den Beinen.
 
 
Jess beobachtet voller Stolz seine glückliche Tochter:
Du hast alles so gut gemacht Jolene, eine bessere Helferin hätte ich diese Nacht nicht haben können. Du hast mir, Candy und ihrem Fohlen ganz wunderbar geholfen und dein Kaffee hat mir gut getan.
Übrigens falls du es noch nicht gemerkt hast, die Magie des Mondlichts ist vorbei. Es ist heller Morgen.
Ich weiß nicht wie es dir geht, aber ich bin hundemüde. Mom schreibt dir eine Entschuldigung für die Schule, wir frühstücken falls die uns was übrig gelassen haben und dann geht es ins Bett. Du weißt gar nicht wie glücklich ich bin, dass ich das Gewehr nicht gebraucht habe. So ist es am schönsten für alle.
Mutter und Kind können jetzt allein bleiben und sich aneinander gewöhnen.
 
 
Laura hat sich schon gewundert warum Jolene nicht beim Frühstück war. Da sieht sie wie Vater und Tochter Hand in Hand kommen. Aus Jolene sprudeln nur so die Worte heraus von der langen und bangen Nacht um das Fohlen.

Jess gähnt, kramt in seinem Schreibtisch nach einem Schriftstück:
Da haben wir es ja. Jolene, Ich will den Namen des Fohlens eintragen. Die Namensgebung steht dir zu, du hast ihm auf die Welt geholfen.

Jolene ist ganz aufgeregt:
Ich soll ihr einen Namen geben, ganz allein darf ich das?

Jess lacht:
Klar, solange du sie nicht Whiskyfahne oder so nennst!

Laura schüttelt ihren Kopf:
Dein Dad hat nach solchen Nächten nur dumme Ideen.

Jolene ist glücklich, dass ihr Dad sie den Namen geben lässt:
Ich weiß es schon, sie heißt Moonlight Magic.

Alle sind begeistert von Jolenes Namen. Jess schreibt ihn auf, schafft es gerade noch auf das Sofa.
Ihm fallen sofort die Augen zu während es Jolene noch in ihr Bett schafft und selig einschläft mit dem Gedanken an die springlebendige Moonlight Magic.

 
 
Laura lässt ihren Mann auf dem Sofa schlafen. Sie weiß als Rancherfrau ganz genau wie kaputt man sich nach solchen bangen Nächten fühlt und füttert die Bullen was sonst die Arbeit ihres Mannes ist.