Jess freut sich, dass er es im Winter mit der Arbeit etwas langsamer angehen lassen kann. Die Pferde, die zum Verkauf standen, sind alle verkauft und so hat er weniger, die er über den Winter bringen muss. Laura trifft ihren Mann im Stall.
 

 
"Darling!" flötet sie. Jess stutzt:
"Sag schon Honey, was hast du angestellt? Spuck`s aus!"

Laura holt tief Luft:
"Ich habe gestern in der Stadt Lady Vivian Hamilton getroffen. Sie ist jetzt wieder einige Zeit in Wyoming in ihrem Haus in Laramie. Sie hält große Stücke auf dich und sie hat mich gefragt, ob du aus einem ihrer Rennpferde, das die letzten Rennen gelaufen hat, ein Pferd machen kannst, das man vielleicht irgendwann normal reiten kann und einfacher im Umgang wird."

Jess schüttelt den Kopf:
"Honey, hast du eine Vorstellung was es bedeutet ein irres Rennpferd, das nur kennt mit aller Kraft nach vorn zu gehen, davon abzubringen? Ich habe einmal ein Rennen in Kentucky gesehen.
Allein wie die Jockeys auf den Pferden hocken! Das ist doch kein Reiten. Nein, Darling, nichts für mich. Du sagst selbst immer ich soll vorsichtig sein. Genau das mache ich jetzt. Ich bin froh wieder einigermaßen laufen und reiten zu können."

Laura merkt, dass sie wohl etwas weit gegangen ist, will sich aber vor der Lady nicht die Blöße geben abzusagen:
"Darling, Lady Hamilton hält große Stücke auf dich. Schließlich hast du sie wieder nach ihrem Sturz aufs Pferd gebracht und ihr die Angst vor dem Reiten genommen."
(Nachzulesen in Kapitel -> 152 und -> 153)

 

 
Willst du sie jetzt enttäuschen Jess? Außerdem kommt sie schon morgen mit dem Pferd. Hach, du hättest ihr Kleid sehen müssen."

Jess guckt grantig:
"Wenn so eine englische Lady pfeift springst du schon. Mir sind die Fummel, die die Lady trägt völlig egal. Du hast so etwas nicht nötig und die lange Hose ist praktischer zum Reiten und steht dir. Ich hasse es, wenn jemand über meine Zeit verfügt und mir dann auch noch eine englische Lady unterschiebt, die von mir Wunder erwartet. Ich bin doch nicht ihr Diener."

Laura ist wütend und kann nicht mehr an sich halten:
"Jess, du bist manchmal ein richtiger Kotzbrocken."

Jess schreit zurück:
"Und mit Teatime braucht ihr mir auch nicht kommen. Ohne Kaffee bin ich nicht zu gebrauchen."

Danach rauscht er wütend ab und lässt Laura stehen. Sie schüttelt den Kopf und weiß, dass sich Jess auch wieder beruhigt. Am besten kann er bei seinen Bullen entspannen, holt sich den weißen Charolais Nuage Blanc und schneidet ihm die Klauen. Die kleine Eselin Dotty Girl ist mit dem großen Bullen befreundet. Jess muss über das ungleiche Paar lächeln und seine Laune ist gleich besser.

 

 
Am nächsten Tag erscheint Lady Hamilton diesmal in Cowboykluft mit dem Rennpferd in Begleitung einiger Bediensteter, die das Pferd bändigen.

Jess ist mit seinem Teddy gekommen und wirft einen Blick auf den großen Hengst.

 
 
Die Lady meint:
"Das ist er, Raging Fire. Ich mag ihn sehr und setze alle Hoffnung in dich, dass du ihn so umgänglich bekommst, dass er eventuell in die Zucht gehen kann Jess. Er geht jetzt auf die vier Jahre und seine Zeit Rennen zu laufen ist vorbei."

Sie beobachtet wie Jess den Hengst taxiert und sich sein Gesichtsausdruck wohlwollend verändert:
"Sag mal Vivian, du hast doch sicher seinen Pedigree, ich bin überzeugt da steckt auch Quarterhorse drin. Ein wundervoller Hengst in vollem Saft und Kraft! Ist sicher in Kentucky gelaufen!"

Die Lady antwortet:
"Oh ja, er hat zwar nicht gewonnen, aber er hat einen respektablen dritten Platz gegen große Konkurrenz geschafft. Viele andere Rennen hat er gewonnen. Aber du weißt sicher, die Jockeys gehen nicht unbedingt gut mit den Pferden um. Er ist im Umgang sehr nervös und ich will dir nicht verschweigen auch gefährlich. Aber wenn es jemand schafft ihn wieder zu einem normalen Pferd zu machen, dann du."

Jess ist nachdenklich. Es schmeichelt ihm, dass die Lady ihm einiges zutraut, aber er weiß, dass es nicht einfach wird:
"Vivian, ihr Rennpferdhalter seid komische Leute. Selbst reitet ihr nicht sondern lasst die Jockeys die Arbeit machen. Sie sitzen für meine Begriffe wie die Affen auf dem Pferd und stehen dann auch noch auf. Mit der Gerte wird schon vor der Zielgeraden kräftig drauf gedroschen und dabei soll ein Pferd normal bleiben? Für mich ist das kein Reiten und hier im Westen ist nicht nur Schnelligkeit ausschlaggebend sondern Verlässlichkeit, Ausdauer und vor allem in den Bergen Trittsicherheit. Das ist ein völlig verkorkstes Pferd."

Jess stellt sich Raging Fire mit der Rosengirlande vor.

 

 
"Alles nur wegen Run For The Roses! Was zählen da die Bedürfnisse eines Pferdes? Um welchen Preis für die Pferde? Nein, ich finde das nicht schön. Es geht doch nichts über einen entspannten Ritt im Cowboysattel mit langen Bügeln. Raging Fire soll die Chance haben. Ich versuche es, aber ich verspreche dir nichts Vivian. Aber ich mache das nur, wenn du auch etwas für mich machst."

Jess grinst mit dem Schalk im Nacken und er hat eine Idee das Ganze abzuwenden:
"Vivian inzwischen reitest du ja ganz passabel. Ich erwarte von dir, dass du entweder einen meiner Bullen reitest oder den Büffel Tatanka. Kannst du dir aussuchen, wenn nicht auch gut, dann kannst du dein Pferd gleich wieder mitnehmen!"

Lady Vivian Hamilton schluckt. Sie ist es gewöhnt, dass sich alle nach ihren Wünschen richten und keine Bedingungen stellen. Sie hat so etwas schon von Jess befürchtet und so passiert das für Jess Unerwartete. Die Lady streckt sich, guckt entschlossen und meint:
"Ich vertraue dir Jess. Dann mal los, ich werde diesen Indianerbüffel reiten und wenn es das Letzte ist was ich tue."

Die Kaltblutstute Annie hat sich mit Tatanka angefreundet. Sie stehen zusammen als die Lady und Jess draußen ankommen.

 
 
Jess grinst:
"Na Vivian, immer noch wild entschlossen?"

Innerlich hofft er, dass sie verneint und sie ihr Rennpferd wieder mitnimmt. Aber den Gefallen tut sie ihm nicht. Mit einem beherzten Sprung landet sie auf dem Rücken von Tatanka und Jess kann nur noch staunen.

 
 
Sie reitet eine kleine Runde und ruft dann:
"Huch, ich rutsche Jess! War es genug?"

Jess lacht:
"Ja, den idealen Rücken zum Reiten haben Bisons nicht gerade. Aber Respekt Vivian! Das hätte ich nicht von dir gedacht. Steig ab! Du hast gewonnen. Ich versuch`s mit deinem Pferd."

Währenddessen guckt Laura wie versteinert aus dem Fenster. Frank steht neben ihr und staunt wie sie:
"Frank, dein Sohn ist ein absoluter Kotzbrocken, eine englische Lady auf Tatanka zu setzen! Jess hat vor nichts Respekt. Ich kann gar nicht glauben was ich sehe."

Frank lacht:
"Laura mit einem Titel kann man Jess nicht beeindrucken. Da muss schon mehr kommen wie du siehst. Er würde sagen er ist ein freier Amerikaner und nimmt von niemandem Befehle an. Ich denke, das hat die Lady jetzt gelernt. Kannst ihr ja jetzt englischen Tee machen, es ist kalt da draußen."

Nun hat Jess das Rennpferd an der Backe. Aber kann er Raging Fire zu einem verlässlichen Reitpferd machen?