Abby reitet weiter über die Dörfer. Manchmal, wenn ihr Leute etwas über einen Fremden auf einem Pinto erzählen, glaubt sie nahe am Ziel zu sein und dann ist er schon wieder weiter und die Hoffnung zerschlägt sich. Sie ist schon sehr verzweifelt, weil sie bald den Rückweg nach Laramie antreten muss, da erreicht sie eine kleine Ansiedlung 30 Meilen vor Arcola. Sie ist sehr müde und gibt ihr Pferd im Livery Stable (Mietstall) ab:
"Bitte gut abreiben und füttern, ich bin hart geritten."

Dem Mann im Mietstall gibt sie gleich einen halben Dollar damit ihr Pferd auch gut versorgt wird. Da hört sie aus dem hinteren Bereich des Stalles ein bekanntes Wiehern. Abby traut ihren Augen nicht, es ist Monty, der sie gleich erkannt hat und sie lautstark begrüßt. Abby spricht mit ihm und tätschelt ihn.
"Endlich! Endlich habe ich euch gefunden, dann kann Paddy nicht mehr weit sein."

Sie muss an die schönen verschwiegenen Stunden am alten Stall der TWR denken als sie beide so glücklich waren und ihren ersten Kuss. Paddy kann so zärtlich und leidenschaftlich sein, aber eben auch unabhängig und frei wie ein wilder Mustang, der nicht gezähmt werden will.

 

 
Abby fragt den Mietstallinhaber nach einem Hotel und nach dem Saloon. Sie kennt Paddys Vorlieben.

Der antwortet:
"Lady, in diesem Nest gibt es nur einen Saloon und ein Hotel, nicht besonders groß aber sauber und das Essen ist auch o.k., die Main Street runter und dann links."

Er erwähnt nicht, dass das Nest nur aus der Mainstreet besteht wie so viele kleine Ansiedlungen im Westen. Es ist schon fast dämmrig. Abby kommt am Saloon vorbei und hört Paddys Stimme "Full House Gentlemen, der Pott ist meiner." Natürlich mal wieder beim Pokern denkt Abby folgerichtig. Sie sieht über die Schwingtür und erkennt ihn von hinten. Ihr Herz klopft schneller. Sie geht aber weiter ins Hotel und nimmt das Zimmer neben seinem, das zum Glück noch frei ist. So viele Fremde kommen nicht ins das gottverlassene Nest in der Prärie. Nachdem sie sich frisch gemacht hat, setzt sie sich in den Wartebereich und nickt schon ein, da kommt Paddy und fragt nach seinem Schlüssel in der Rezeption. Abby ist schlagartig wach und ruft:
"Howdy Paddy? Du bist verdammt gut verschwunden, ich dachte schon ich finde dich nie."

Paddy erschreckt sich, wird ganz blass und guckt sie wie einen Geist an.
"Du Abby? Was tust du hier?"

Abby lacht:
"Patrick O`Connor, ich will dich zum Abendessen einladen, wir haben einiges zu besprechen und dieses Mal läufst du mir nicht weg."

Die Beiden essen zusammen und trinken Kaffee. Paddy trinkt beim Pokern nur in Maßen Alkohol um den richtigen Blick auf die Karten nicht zu verlieren und bei Abbys Anblick ist er schlagartig wieder nüchtern. Abby klärt das Missverständnis mit dem Kuss auf. Paddy ist erleichtert, weiß aber nicht recht was er jetzt tun soll. Sie verabschieden sich vor ihren Zimmern mit einem innigen Kuss und Paddy bedankt sich für das Abendessen. Abby geht in ihr Zimmer. Paddy überlegt noch ob er sie zu einem Gläschen Sherry einladen soll oder etwas später Gebrauch von der Verbindungstür zwischen den beiden Zimmern machen soll, da öffnet sich die Tür wieder und eine schmale Hand greift nach seiner Gürtelschnalle und zieht ihn ins Zimmer. Abby kann eine ziemliche Kraft entwickeln, die ihr niemand zutraut und so landen sie im breiten Bett des Zimmers.....

Paddy erwacht am nächsten Morgen etwas später als gewohnt. Abby sitzt schon vor dem großen Spiegel und bürstet ihr langes Haar. Paddy schaut ihr eine Weile zu. Abby spürt seine Blicke.

"Abby?" fragt er leise. Sie dreht sich um. Paddy richtet sich halb auf und deutet mit einem leichten Kopfbewegung auf die Bettkante neben sich. Abby versteht sofort und streichelt ihm zärtlich über das Gesicht.

"Abby!" Seine Stimme klingt noch wärmer, aber eine Spur heiserer als sonst, wenn er mit ihr spricht und dann kommt etwas mit dem sie niemals im Leben gerechnet hat und Paddy wundert sich über sich selbst, der immer gesagt hat, dass nichts schlimmer ist als heiraten zu müssen oder sein Pferd zu verlieren.

Die Worte, die er niemals im Leben sagen wollte, kommen ihm leicht und wie selbstverständlich über die Lippen:
"Willst du meine Frau werden?"

Abby lächelt und eine gewisse Verschmitztheit ist in ihrem Gesichtsausdruck nicht zu übersehen:
"Patrick O`Connor, ich bin deine Frau."

Ein Schatten huscht über Paddys Gesicht:
"Du weißt genau wie ich es meine Abby."

Seine Hand umspannt ihr Handgelenk, vielleicht eine Spur zu fest. Aber sie entwindet sich ihm:
"Ja Paddy, ich weiß wie du es meinst."

Sie schaut ihm lange in die Augen und antwortet dann:
"Nein Paddy."

Er ist enttäuscht:
"Ich denke, du liebst mich."

Abby erwidert:
"Oh ja Paddy und gerade deshalb kann ich es nicht. Ich liebe dich so wie du bist, frei und ungezähmt wie ein wilder Mustang."

"Abby!" Paddys Stimme ist nur noch ein Flüstern.
"Ich habe Angst, dass eines Tages doch ein Mann wie Charles Ingram auftaucht und dich mir wegschnappt."

Abby schaut Paddy mit großen blitzenden Augen an:
"Du hast recht, Charles Ingram ist genau der Mann, den ich immer heiraten wollte. Und wo bin ich? Bei ihm auf der Ranch, vielleicht in San Francisco oder St. Louis im Theater oder in der Oper? Oder hier, in einem gottverlassenen Nest zusammen mit einem Herumtreiber namens Patrick O`Connor. Ich glaube, diese Tatsache sollte dir doch deine Angst nehmen."

Aber Paddy gibt nicht so schnell auf:
"Wir können ja heiraten und es niemandem sagen..."

Abby lächelt und meint:
"Wir können es auch sein lassen und jedem erzählen, dass wir verheiratet sind."

Patrick platzt vor Lachen:
"Abigail Carter, du bist noch ein viel größeres Schlitzohr als ich es bin."

Sie reden noch eine Weile über die Zukunft und sind sich darüber einig, dass es eine gemeinsame Zukunft sein soll. Paddy schlägt vor vielleicht eine kleine Ranch zu kaufen. Dann kann er auch Dazzle Dance zu sich holen.

 

 
Abby überzeugt Paddy, dass es das gar nicht ist, was er will, sondern lieber wieder seinen Job als Vormann der TWR falls Jess ihn noch will.
"Paddy, ich bin Ärztin und kann vom alten Doc noch so viel praktisches lernen. Die Menschen brauchen mich hier und nicht in einer Großstadt in der es genug Mediziner gibt. Ich denke auch nicht daran meinen Beruf aufzugeben. Jess ist mit Sicherheit erleichtert wenn er keinen neuen Vormann suchen muss. Er hat mir sogar einen Plan aufgezeichnet wie ich nach Arcola komme. Er meinte du reitest immer so, dass Monty Gras und Wasser hat und er hat recht damit. Lass uns nach Hause reiten! Mein Urlaub geht zu Ende."

So machen sich die Beiden nach einer letzten Nacht im bequemen Bett auf den Weg zurück Richtung Laramie.