Aber es ändert nichts. Der Mann war da, als er und Raylan auf dem Pass am meisten Hilfe gebraucht haben. Ohne ihn wären sie jämmerlich erfroren. Vielleicht erlaubt das Wunder Zachary Jones nur EIN gerettetes Leben. Egal, Raylan würde bei Laura und seinen Großeltern aufwachsen. Das Weihnachtsessen riecht gut, er wünscht sich so sehr bei ihnen sein zu können, aber es fehlt ihm die Kraft dazu. Als ihn ein ruhiger Frieden überkommt, wehrt er sich. Nein, noch ein kleines bisschen Zeit! Es ist noch nicht alles gesagt. Als Frank zurückkommt bittet er ihn: "Dad! Verkauf das Gewehr! Frag Roy, es gibt Leute die Spitzenpreise zahlen für ein Gewehr mit dem die Benson Gang erledigt wurde. Leg das Geld für die Kinder weg!"
Frank ist das Herz schwer: "Rede nicht so etwas Jess!"
Raylan hat zugehört und geht zu seiner Mom: "Dad stirbt und ich bin schuld. Er ist gekommen um mich zu retten."
Laura nimmt ihren Sohn in den Arm: "Nein, Raylan, du bist ein kleiner Junge und bist gekidnappt worden. Du konntest nichts tun um das zu verhindern. Dad hat dich gerettet und das hätte er für jede deiner Schwestern auch getan. Manchmal passieren guten Menschen schlimme Dinge."
Hetty, Frank und Laura gucken sich über Raylans Kopf an. Wie soll man einem Kind erklären was man selbst nicht akzeptieren kann? Hettys Herz hängt an ihrem Stiefsohn, vielleicht weil ihr Verhältnis zu Anfang so spröde war. Jetzt ist er der Sohn ihres Herzens, aber ihre Gebete sind bis jetzt nicht erhört worden. Sie reißt sich zusammen: "Eins können wir tun. Es ist der Weihnachtsabend. Er hat mir erzählt, dass er Weihnachten liebt seit er Familie hat. Lasst ihn bei uns sein und nicht im Krankenzimmer! Dann kann er den Baum, die Kerzen und alles sehen."
Laura fragt: "Meint ihr es ist sicher ihn zu bewegen?"
Frank erwidert: "Das macht jetzt auch keinen Unterschied mehr. Hetty hat recht."
Sie rücken das Sofa näher an den Kamin und dann geht Frank zu Jess: "Fertig Junge?"
Jess guckt ihn verlegen an: "Ich brauche eine Hand...."
Grandpa Frank nimmt ihn ganz unzeremoniell mitsamt dem Bettzeug auf seine Arme. Jess wehrt sich zaghaft: "Ah Dad, ich kann das schon..."
Frank beruhigt ihn: "Jess du reitest keinen einsamen Trail mehr. Du brauchst Hilfe, dann akzeptiere sie."
Er geht zur Couch und setzt Jess vorsichtig nieder. Laura guckt, dass er gut zugedeckt ist. Jess schenkt ihr ein Lächeln wie er es nur für seine Familie hat und legt seine warme Wange in ihre kühle Hand: "Alles gut Laura!"
Alle sind erschreckt wie fragil Jess aussieht.
Die Familie isst gemeinsam außer Jess, der nur einen Schluck Wasser trinkt. Raylan sitzt auf dem Sofa an Jess gelehnt. Die Familie weiß, dass die Beiden jetzt die gemeinsame Nähe brauchen. Das warme Feuer ist für Jess beruhigend, die Nähe der ganzen Familie, der Baum, die weihnachtlichen Gerüche, die Stimmen der Kinder, die beizeiten ins Bett gehen. Jess hat ein Zuhause wo er geliebt und geschätzt wird. Seine unruhige Seele hat nach den Zeiten als Cowboy und Bullrider auf der Ranch mit der Familie Ruhe gefunden. Jess beobachtet wie die Frauen zwischen Küche und Esstisch hin und herlaufen. Er lehnt seine Wange gegen Raylans Haare und schließt die Augen. Er ist müde vom Kämpfen und die warme Dunkelheit, die Frieden verspricht, überkommt ihn wieder. Dieses Mal lässt er es zu. Es ist an der Zeit los zu lassen.
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Rylan wickelt sich aus der Decke und ruft mit ernster Stimme: "Mom, Grandma, Grandpa! Kommt!"
Jess`Hund Teddy hat den Kopf in die herunterhängende Hand von Jess gelegt. Er spürt es, dass sich seine Seele noch nicht entschieden hat, ob sie bleibt oder geht. Jess ist immer mit Teddy über die Weiden gezogen.
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