Zuerst sitzt Jess einfach nur da und starrt auf das Gesicht seines Pferdes. Dann hebt er den Kopf um genauer zu gucken. Es ist Reddy, aber er ist sehr dünn und das früher glänzende Fell ist stumpf. Über die Schulter läuft eine lange haarlose Narbe. Jess sitzt ganz ruhig im Rollstuhl ohne die Hand von Reddys Maul zu nehmen. Dann stellt er die Frage vor der sich Paddy so fürchtet: "Warum?"
Paddy starrt auf das Scheunentor und hat Mühe seine Emotionen unter Kontrolle zu bringen. Dann kniet er sich vor Jess hin und legt seine Hände auf die Knie von Jess. Mit einer Stimme, die rau ist vor Traurigkeit und Besorgnis erzählt er: "Als ich dir versprochen habe Reddy nicht leiden zu lassen, als ich ihn erlösen wollte, habe ich versagt. Ich konnte es nicht tun. Er hat mich mit seinen großen Augen so fragend und vergebend angesehen. Ich habe den Schuss in die Luft gefeuert und habe ihn dann in den Mietstall geführt. Ich habe es dir nicht erzählt, weil ich selbst nicht geglaubt habe, dass er es schafft. Es war bis jetzt sehr unsicher. Er hat genau so gekämpft wie du gekämpft hast und ich hätte es nicht ertragen, wenn du ihn zweimal verloren hättest."
Jess fährt fort das Gesicht seines Pferdes zu streicheln: "Aber wie - wie hast du das alles geschafft Paddy?"
Paddy erwidert: "Ich hatte viel Hilfe. Der Doc hat die Wunde genäht, Umschläge und so weiter gemacht. Der Sheriff, die Deputies, Harry, John, sogar die Saloongirls haben ihn über den Tag gebracht. Niemand sonst wusste davon und ich bin jeden Tag nach dem Abendessen zum Mietstall geritten um ihn durch die Nacht zu bringen. Manchmal sah es schlecht aus, wirklich schlecht. Aber er kam jedes Mal zurück und hat mit allem gekämpft was er hat. So war es. Ich hoffe, du kannst mich verstehen und mir vergeben Jess und von nun an denke ich ist der Punkt gekommen an dem ihr beide zusammen heilen und den grausigen Unfall hinter euch lassen könnt."
Laura steht in einer Ecke des Stalls und kann nicht glauben was sie sieht. Ihr laufen die Tränen über das Gesicht, dann zieht sie sich leise zurück um von den Männern nicht gesehen zu werden. Der Medizinmann hat doch recht. Es fügt sich alles auf wundersame Weise und alle haben Paddy unrecht getan.
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Von nun an heilen Reddy und Jess schneller. Es ist so als ob jeder vom anderen Kraft bekommt. Jeden Morgen braucht Jess weniger Hilfe von Laura oder seinem Vater um sich anzuziehen und in den Rollstuhl zu kommen. Paddy hat eine Reihe Seile über die Balken der Scheune gespannt an denen sich Jess weiterziehen oder aufrichten kann. Mit Hilfe des Seils, an dem sich Jess aufrichten kann, striegelt er sein Pferd jeden Tag etwas länger und bald erstrahlt Reddys Fell wieder in altem Glanz.
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