Jess ist nach seinem Ausflug an die frische Luft geschafft. Nachdem er wieder in seinem Bett liegt schläft er schnell ein und träumt vom Trapper Zachary Jones, der dieses Mal einen Elch führt.
 

 
Er träumt vom Medizinmann Tatanka, neben ihm sitzt die weise Eule und sein von Tatanka zugeteiltes Totemtier, der Wolf.
 


 

Jess wacht auf und hat den Traum gegenwärtig. Er überlegt was es zu bedeuten hat. Der Pferdeschädel irritiert ihn. Er muss eine Bedeutung haben. Laura hat ihm nicht erzählt was sie von Tatanka erfahren hat, sie geht mit der Sicht der Weißen auf die Weissagung des Medizinmannes zu und soll bald eines Besseren belehrt werden.

Am nächsten Tag ist Jess ausgeruht und nach dem Mittagessen kommt Paddy um mit Jess im Rollstuhl nach draußen zu gehen. Jess sitzt im Rollstuhl und grinst zufrieden. Paddy ist aufgeregt aber auch auf eine Art zufrieden, weil er seinen Freund und nicht nur Boss zurück hat, wenigstens für einen kurzen Moment. Wird Jess ihm vergeben, wenn er das Geheimnis herausfindet, die einzige Sache, die er in den ganzen Jahren vor Jess geheim gehalten hat?

Als sich die Männer der Scheune nähern, fühlen sich beide beklommen. Jess fürchtet sich davor nicht mehr das zu sehen was im Stall ganz hinten ist und Paddy fürchtet sich davor, wenn Jess sieht was dort ist. Paddy holt tief Luft und schiebt den Rollstuhl entschlossen weiter.

 

 

 
Die Pferde im Stall erkennen Jess und wiehern ihm zu. Jess streichelt ihnen mit zitternder Hand über die Köpfe. Es fühlt sich so gut an, so wie früher sein Reddy.....
 
 

Jess vermutet, dass er noch nicht wirklich darüber nachdenken kann und will. Am Ende der großen Scheune ist Reddys Platz. Jess dreht sich um und sieht Paddy fragend an. Paddy guckt verbissen und schiebt einfach den Rollstuhl weiter.

Dann hält die Zeit an. Als sich die Männer dem Stall nähern, erscheint ein Kopf mit aufmerksam nach vorn gerichteten Ohren. Ein feiner Kopf reckt sich nach vorn und große intelligente Augen funkeln vor Glück und Wiedererkennen, als sie den Mann im Rollstuhl fixieren. Jess ist erstaunt. Paddy legt eine Hand auf die Schulter von Jess:
"Das musst du sehen."

Er öffnet die Tür und schiebt Jess vorwärts damit er besser sehen kann. Reddy antwortet mit einem tiefen Brummeln und schiebt seine Nase in die Hand von Jess.

 
 

Zuerst sitzt Jess einfach nur da und starrt auf das Gesicht seines Pferdes. Dann hebt er den Kopf um genauer zu gucken. Es ist Reddy, aber er ist sehr dünn und das früher glänzende Fell ist stumpf. Über die Schulter läuft eine lange haarlose Narbe. Jess sitzt ganz ruhig im Rollstuhl ohne die Hand von Reddys Maul zu nehmen. Dann stellt er die Frage vor der sich Paddy so fürchtet: "Warum?"

Paddy starrt auf das Scheunentor und hat Mühe seine Emotionen unter Kontrolle zu bringen. Dann kniet er sich vor Jess hin und legt seine Hände auf die Knie von Jess. Mit einer Stimme, die rau ist vor Traurigkeit und Besorgnis erzählt er:
"Als ich dir versprochen habe Reddy nicht leiden zu lassen, als ich ihn erlösen wollte, habe ich versagt. Ich konnte es nicht tun. Er hat mich mit seinen großen Augen so fragend und vergebend angesehen. Ich habe den Schuss in die Luft gefeuert und habe ihn dann in den Mietstall geführt. Ich habe es dir nicht erzählt, weil ich selbst nicht geglaubt habe, dass er es schafft. Es war bis jetzt sehr unsicher. Er hat genau so gekämpft wie du gekämpft hast und ich hätte es nicht ertragen, wenn du ihn zweimal verloren hättest."

Jess fährt fort das Gesicht seines Pferdes zu streicheln:
"Aber wie - wie hast du das alles geschafft Paddy?"

Paddy erwidert:
"Ich hatte viel Hilfe. Der Doc hat die Wunde genäht, Umschläge und so weiter gemacht. Der Sheriff, die Deputies, Harry, John, sogar die Saloongirls haben ihn über den Tag gebracht. Niemand sonst wusste davon und ich bin jeden Tag nach dem Abendessen zum Mietstall geritten um ihn durch die Nacht zu bringen. Manchmal sah es schlecht aus, wirklich schlecht. Aber er kam jedes Mal zurück und hat mit allem gekämpft was er hat. So war es. Ich hoffe, du kannst mich verstehen und mir vergeben Jess und von nun an denke ich ist der Punkt gekommen an dem ihr beide zusammen heilen und den grausigen Unfall hinter euch lassen könnt."

Laura steht in einer Ecke des Stalls und kann nicht glauben was sie sieht. Ihr laufen die Tränen über das Gesicht, dann zieht sie sich leise zurück um von den Männern nicht gesehen zu werden. Der Medizinmann hat doch recht. Es fügt sich alles auf wundersame Weise und alle haben Paddy unrecht getan.

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Von nun an heilen Reddy und Jess schneller. Es ist so als ob jeder vom anderen Kraft bekommt. Jeden Morgen braucht Jess weniger Hilfe von Laura oder seinem Vater um sich anzuziehen und in den Rollstuhl zu kommen. Paddy hat eine Reihe Seile über die Balken der Scheune gespannt an denen sich Jess weiterziehen oder aufrichten kann. Mit Hilfe des Seils, an dem sich Jess aufrichten kann, striegelt er sein Pferd jeden Tag etwas länger und bald erstrahlt Reddys Fell wieder in altem Glanz.

 
 

So wie die Beine von Jess mit Gebrauch stärker werden funktioniert es auch mit Reddys Schulter. Jess beginnt ihn herumzuführen, erst auf Paddy oder seinen Vater gestützt, später im Corral auf den Zaun. An einem schönen Tag bringt Paddy eine Rosengirlande:

"Der Sheriff hat mir das gegeben. Reddy ist berühmt in Laramie und über die Grenzen hinaus für das großartige Rennen, das ihr beide geboten habt und vor allem wie er sich dann wieder ins Leben gekämpft hat. Die Leute sagen, er ist der König der Herzen und die Girlande steht ihm zu."

Reddy läuft stolz mit der Girlande durch die Scheune.

 
 

Jess und Paddy gucken ihm zu beim stolzen Lauf.

Einige Tage später ist Jess allein in der Scheune. Aus einem tiefen Wunsch heraus holt er sich eine Kiste als Aufstieghilfe. Reddy steht perfekt still wie er es gelernt hat. Mit einem unterdrückten Stöhnen schwingt sich Jess auf Reddys Rücken:

"Wir müssen eine tolle Ansicht sein Reddy! Zu dünn, verletzt, aber ja, wir stehen noch und ich bin wieder im Sattel."

 
 

Reddys Ohren spielen als Paddy in den Stall kommt. Jess dirigiert ihn langsam zu Paddy, sieht ihm freundlich in die Augen und sagt ganz ruhig mit seiner tiefen Stimme:
"Danke Paddy, danke für alles!"

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Mit dieser letzten Geschichte des Jahres wünsche ich allen Freunden der Tumbleweedranch

FROHE WEIHNACHTEN!

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