Prolog
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Hoch oben auf dem Purgatory Pass der Wyoming von Colorado trennt ist ein einsamer Trapper mit Namen Zachary Jones auf seinen Skiern unterwegs. Er hat sein Muli dabei und nicht weit weg von ihm heult ein großer grauer Timberwolf.

 

 
Zachary Jones beobachtet das Wetter, der Wind pfeift gnadenlos über den Pass, aber der Nadelwald ist in rotes Licht getaucht, ein Zeichen, dass bald der warme Chinook weht, den die Indianer Snoweater (Schneefresser) nennen. Dieser warme Wind kann über einen Fuß Schnee in einer Stunde schmelzen, Schnee wird zu Matsch und reißt Bäume, andere Vegetation und Steine mit sich. Er weiß, dass der Chinook auch eisigen Sturmwind mitbringen kann, schlimmer als ein Blizzard in den Ebenen und tödliche Lawinen auslösen kann, ein gefährliches Wetterphänomen. Er zieht seine verschlissene alte Jacke enger an den knochigen Körper und nimmt die Skistöcke auf. Zachary Jones ist über sechs Fuß groß, er geht gebeugt als hätte er das Gewicht der Welt auf seinen Schultern. Sein Gesicht ist wettergegerbt wie eine Büffelhaut, sein Bart weht im eisigen Wind. Der Schnee knirscht unter den Skiern als er sich dem Pass zuwendet. Er seufzt, sein Atem ist in der eisigen Luft zu sehen. In seine Seele frisst sich eisige Kälte, mit dem Wind würde vielleicht Wärme kommen und ... der Tod. Seine Erinnerung ist wie eine fragil flackernde Flamme: Würde es dieses Mal der Letzte sein, jemand, der ihm den Weg nach Hause in den Frieden zeigen könnte?

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Auf der Tumbleweedranch hat Jess über den Winter nur seine Bullen und den festen Bestand an Pferden, der geritten wird und die Zuchtpferde. So hält sich die Arbeit in Grenzen. Der Vormann Paddy besucht mit seiner Frau, der Ärztin Abby seinen Bruder in Arcola. Jess` Frau Laura und die Kinder verbringen einige Tage auf der Double X, der Cattleranch seiner Schwiegereltern. Weihnachten würde Laura wieder zurück sein mit den Kindern. Jess will die Ruhe zu Hause genießen und holt die letzten Geschenke in Johns Laden ab. Als er die Tür zum Geschäft öffnet, weht der eisige Wind eine Ladung Schnee in den Laden und ein wunderschön geschnitzter Weihnachtsengel von der Krippe, die John jedes Jahr zu Weihnachten im Schaufenster ausstellt, fällt herunter und ist in viele Teile zerbrochen. John schimpft:
"Verdammt, du schneist herein wie Old Northern (der eisige Nordwind) persönlich Jess, vielleicht auch wie ein Trampeltier. Nun ist der schöne Engel kaputt und ich weiß nicht woher ich bis Weihnachten einen neuen bekomme."

Jess ist zerknirscht:
"Tut mir leid John, war keine Absicht."

John ist nicht nachtragend. Die beiden Freunde trinken noch zusammen Kaffee und dann macht sich Jess auf den Weg zurück zur Tumbleweed.

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Zur gleichen Zeit reitet die Benson Gang nach Süden. Red "Wolf" Benson ist der Kopf der Bande, Wolf ist sein Spitzname, weil er auffällig lange Eckzähne im kantigen Gesicht mit langen roten Haaren hat.

Ken ist sein Bruder, ein breiter großer Kerl mit Händen wie Bratpfannen aber nicht ganz richtig im Kopf, abhängig von seinem Bruder Wolf, der ihm sagt was er tun soll, wann gegessen, wann gecampt oder wann eine Ranch überfallen wird. Mit seinem dicken Bart und dem schwerfälligen Gang erinnert er an einen Bär. Dazu gesellt haben sich in Billings, Montana die Outlaws Charlie Floyd und Wes Parker, skrupellos und gesetzlos. Die Gang ist darauf spezialisiert isoliert liegende Ranches, Farmen und Postkutschen zu überfallen. Das ist ein geringes Risiko für sie selbst. Große Städte meiden sie. Bank- oder Zugüberfälle wären ein zu großes Risiko. Da wäre ein Sheriff mit einem Suchtrupp zu schnell hinter ihnen her.

Die Temperatur ist in den letzten zwei Stunden gestiegen und sie packen ihre dicken Jacken hinter sich auf die Pferde.

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Nach zwei Drittel geschafftem Weg nach Hause verliert das Painthorse, das Jess reitet, ein Hufeisen und so muss er um keine Schäden am Bein zu riskieren laufen. Der Hengst schont das rechte Bein und humpelt neben Jess her. Er flucht:
"Diese verdammten Cowboyboots! Die sind einfach nicht zum Laufen gemacht. Ich würde was geben für ein Paar Mokassins der Cheyenne."

Der warme Chinook sorgt für eine Wärme wie im Frühling und Jess hat seine Jacke über den Sattel gelegt. Am Vormittag hatte noch ein eisiger Wind mit Schnee im Gepäck bei Minustemperaturen geweht. Endlich im Stall angekommen, reibt er den Hengst gut ab und füttert ihn. Um das fehlende Hufeisen würde er sich morgen kümmern.

 

 
Nachdem das Pferd versorgt ist schließt Jess das Scheunentor und geht langsam zum Haus. Es ist schon dämmrig. Es brennt kein Licht und die Eingangstür wird vom Wind immer wieder an die Wand geschlagen. Die Vorhänge vor den Fenstern sind nicht zugezogen. Jess stoppt abrupt. Adrenalin schießt durch seinen Körper, der ihm mit jeder Faser seines Seins sagt, dass hier etwas nicht stimmt.