Er sieht den Puma nicht mehr und stoppt sein Pferd. Es ist durstig nach dem schnellen Galopp und so steigt Jess ab und tränkt sein Painthorse am Bach.
Er denkt nach und kommt zu dem Entschluss zu Paddy zurück zu reiten. Er muss wissen was mit Jolene ist. So steigt er auf und reitet den Bach entlang zurück bis er es hört - ein lautes Grummeln, was? Woher? Er hat doch den Puma verjagt oder doch nicht?
Die große Katze ist clever. Sie hat einen kreisförmigen Bogen geschlagen und ist urplötzlich auf dem Felsen über Jess. Er kann nicht wissen, dass der große Puma ganz in der Nähe seine Höhle hat in der seine Gefährtin mit einem Jungen ist. Der große Puma ist bereit alles zu tun um seine Familie zu beschützen. Jess guckt in die Höhe und dann geht alles ganz schnell. Der Puma springt. Jess hat keine Chance zu schießen. Er kann nur versuchen, den Puma von seiner Kehle weg zu drücken. Aber die Katze ist zu schwer. Jess kann sie nicht lange von sich halten und sie ist bereit, den Eindringling in ihr Gebiet zu töten. Es liegt ein schweres Gewicht auf Jess`Brust, er blutet und es wird ihm schwarz vor den Augen. Sein letzter Gedanke ist, dass hoffentlich von ihm genug über bleibt, dass Paddy weiß was ihm zugestoßen ist.
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Paddy kümmert sich um Jolene, die wieder zu sich gekommen ist. Das Mädchen hat Glück gehabt, Abschürfungen, Prellungen und Kopfschmerzen vom Sturz. Paddy schüttelt seinen Kopf: "Jolene, du hast mehr Glück als Verstand gehabt. Das ist kein Job für ein kleines Mädchen Mustangs allein zu fangen und schon gar nicht, wenn sich hier ein Puma herumtreibt. Dein Vater sollte mit dir einen Trip in die Holzhütte machen und dir anständig den Hintern versohlen für diese Nummer."
(Der Trip in the wood shed war damals die gängige Erziehungsmethode. Ein ungehorsames Kind musste in die Holzhütte wo das Brennholz trocken gelagert wurde, Vater zog den Gürtel aus der Hose und es gab Schläge auf den Allerwertesten.)
Jolene schluchzt und meint: "Du hast ja recht Paddy, ich wollte ja nur helfen. Aber das ist wohl gründlich schief gegangen."
Paddy macht sich Sorgen. Jess ist jetzt schon zwei Stunden weg und er weiß, dass sich Jess Sorgen um Jolene macht. Warum kommt er nicht zurück?
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Jess kommt langsam zu sich. Er blickt sich um - kein Pferd aber auch kein Puma. Er versucht aufzustehen und will versuchen den Weg zu Paddy und Jolene zu Fuß zurück zu gehen. Jolene, er erinnert sich und muss wissen wie es ihr geht. Ein stechender Schmerz schießt in seine Seite und er fühlt etwas warmes klebriges an seiner Seite herunterlaufen. Er guckt an sich herunter und sieht die Spur der Pranke, die der Puma hinterlassen hat. Jess ist sich nicht sicher, warum ihn die Katze nicht getötet hat, aber er will auch nicht an dieser Stelle bleiben um es heraus zu finden. Er ist sich nicht sicher wohin der Puma gegangen ist aber er weiß, dass er zurück zu Paddy und Jolene muss. Er liegt lange genug still um zu warten bis der stechende Schmerz in seiner Seite etwas abflaut, dann versucht er aufzustehen. Er dreht sich auf seine Knie und da hört er es, das bekannte Grummeln, nur dieses Mal etwas leiser. Er wendet den Kopf und was er sieht lässt ihn das Blut in den Adern gefrieren. Der Puma sitzt nicht weit von ihm entfernt. Jess gibt zu, dass er ein wunderschöner Vertreter seiner Art ist, schönes dickes goldschimmerndes Fell und die schimmernden dunklen Augen beobachten jede Bewegung, die Jess macht. Er überlegt. Was denkt sich dieser Puma? Jeder andere wäre weggelaufen, wenn er geschlagen hat was ihn stört. Nicht dieser, es ist als wäre er um ihn besorgt. Er macht keine Anstalten ihn zu verletzen. Mit immer einem Blick auf den Puma steht Jess langsam auf. Seine Wunde blutet nicht mehr so stark. Die Katze beobachtet jede seiner Bewegungen aber rührt sich nicht von der Stelle.
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Paddy ist besorgt. Jetzt ist Jess schon über zwei Stunden weg. Irgendetwas muss passiert sein. Er muss Jess suchen. Soll er Jolene mitnehmen? Sie fragt schon nach ihrem Vater und macht sich auch Sorgen. Paddy versucht ruhig zu bleiben. Es ist nicht seine Schuld und Jess ist ein erwachsener Mann, der auf sich aufpassen kann. Aber irgendetwas ist an der Sache nicht normal.
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Jess ist sich nicht sicher wie lange er schon so da sitzt. Es scheint ihm wie eine Ewigkeit. Er weiß nicht was er tun soll. Soll er warten bis Paddy ihn findet oder soll er versuchen zu Paddy und Jolene zu laufen? Die Katze! Wo ist der Puma? Er muss wieder ohnmächtig geworden sein, aber wie lange und wo ist der Puma? Seine Seite blutet kaum noch und so steht er auf um sich auf den Weg zu Paddy und Jolene zu begeben.
Er ist vielleicht eine Stunde langsam gelaufen, da hört er es. Ein langes lautes Grummeln! Er denkt gleich an den großen Puma aber dieses Mal ist das Grummeln anders, lauter, eindringlicher. Er guckt sich vorsichtig nach allen Seiten um und da sieht er auf einem vorstehenden Felsen einen anderen Puma, etwas kleiner und jede seiner Bewegungen beobachtend. Soll er versuchen, den Puma mit dem Colt zu erschießen? Kann man einen Puma mit einem Pistolenschuss töten? Jess ist sein Leben lang ein Tierliebhaber gewesen und mag es nicht grundlos auf ein Tier zu schießen, wenn er eine andere Wahl hat. Dann passiert es. Bevor Jess entscheidet ob er den Colt ziehen soll, erscheint der große Puma und schiebt sich zwischen ihn und den kleineren Puma, der zum Sprung auf Jess ansetzen will. Jess wundert sich woher der große Puma kommt. Hat er ihn die ganze Zeit verfolgt? Es ist so als ob er Jess vor dem kleineren Puma beschützt. Jess ist müde und schwach. Er will nicht aufgeben, aber er muss ausruhen. An einer großen Kiefer sinkt er auf den Boden, immer die beiden Raubkatzen im Blick. So schnell sie gekommen sind, verschwinden sie wieder in die Büsche. Es ist so, als ob der kleine Puma die Kraft des Großen gespürt hat. Jess überkommt wieder Dunkelheit.
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"Jess, Jess bist du o.k.?" hört er eine bekannte Stimme. "Was ist passiert?"
Es ist Paddy, der Jess gefunden hat. "Hast du sie gesehen? Es sind zwei Pumas." stöhnt Jess.
Paddy sieht sich um und entdeckt die Pumaspuren nicht weit von Jess entfernt. Er hilft ihm aufs Pferd, das er unterwegs eingefangen hat. Als sie bei Jolene ankommen wird es schon dämmrig. Paddy überlegt, dass er es mit zwei Verletzten nicht zur Ranch zurück schaffen kann. Also beschließt er zu kampieren. Er lässt Jolene Feuerholz sammeln und zündet ein großes Feuer an. Er desinfiziert die Wunde, die der Puma bei Jess hinterlassen hat. Laura hat auch an eine Flasche Whiskey, aber nur für medizinische Zwecke, gedacht. Jess flucht: "Paddy, das brennt wie Teufel und es ist so kalt hier draußen. Komisch, sonst frierst du eher und ich lästere, dass der kleine Paddy aus Texas wohl nicht seine Longjohns angezogen hat."
Paddy muss lachen und gibt Jess noch einen anständigen Schluck aus der Whiskeyflasche zu trinken. Er ist besorgt. Jess hat Fieber, Schüttelfrost und Mühe den Whiskey bei sich zu behalten.
"Dieser grauenhafte schwarz gebrannte Whiskey, Teufelszeug!" flucht Jess mit vorsichtigen Blick auf Jolene, die friedlich schläft.
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