Die Wochen werden zu Monaten und der Frühling zum Sommer. Der junge Strawberry Wine bekommt von Jess die Erziehung, die ein Pferd braucht um ein brauchbares Working Ranchhorse zu werden. Es ist nicht genug einen hübschen Hengst für die Zucht abzugeben, sondern alle Pferde in der damaligen Zeit müssen sich bei der Arbeit beweisen. Da gibt es keinen Platz für Pferde, die einfach nur schön aussehen.

Reddy lernt auf subtilere Kommandos seines Reiters ohne sie in Frage zu stellen, zu hören. Jess gewöhnt ihn daran, dass er ein Gewehr über seinem Kopf abfeuert. Jess macht ihn beim Barrel Racing locker.

 

 
Reddy nimmt es ohne Furcht mit dem widerspenstigsten Bullen auf.
 

 
Reddys einziger Fehler sofern man von Fehler sprechen kann, ist seine Leidenschaft seinem Herrn immer zu gefallen. Wenn Jess ihn um einen Lope bittet, galoppiert er was das Zeug hält.
 

 
Zeigt Jess ihm ein Kalb, würde er es bis zum Ende der Welt jagen, wenn Jess es so will.
 

 
Das Band zwischen Strawberry Wine und Jess wird immer enger, je länger die Beiden zusammenarbeiten. Der junge Hengst hat Jess nicht enttäuscht und er ist sehr zufrieden mit den Fortschritten als Working Ranchhorse. Jess vergisst auch nicht die Entspannung und so laufen die Beiden häufig freudig über die Weide.
 

 

Laura und Paddy fragen sich manches Mal woher Jess nach getaner Arbeit noch die Energie hernimmt. Reddys Ruf wächst über die Grenzen von Laramie hinaus und Jess hat schon Deckanfragen von Ranchern bis Cheyenne und Denver. Paddy und Jess haben das Thema bei ihren "Geschäftstreffen" nach dem Abendessen auf der Veranda in ihren Schaukelstühlen erörtert und sind zu dem Ergebnis gekommen ihn bei fünf Stuten ihrer Wahl als Deckhengst auszuprobieren.

Es ist ein kühler Herbstmorgen, als ein Reiter auf die Tumbleweed kommt. Es ist der junge Charles Ingram, dessen Vater aus dem Osten gekommen ist und hier in Wyoming auf bestem Weideland Rennpferde züchtet. Der junge Ingram ist einfach nur sauer auf die Leute der TWR besonders auf Paddy, der ihm mit Abby die Frau weggeschnappt hat (siehe Kapitel 267 ). Er hat den Fuchsvollblüter schonungslos gejagt und lässt ihn langsam auf Jess zugehen.

 

 

Jess schüttelt den Kopf wegen Ingrams Verhalten gegenüber dem Pferd. Die Ingrams haben die Idee, ihre Vollblutstuten mit Hengsten im Stockhorsetyp zu verpaaren um Rennpferde zu bekommen, die kräftig und ausdauernd sind und die Pferde im Osten auf den Rennbahnen schlagen können. Der junge Mann steigt nicht einmal ab und schreit von oben herab:
"Hey Harper!"

Jess läuft ein Schauer über den Rücken, er antwortet ruhig:
"Yeah!"

Charles redet weiter:
"Mein Pa schickt mich. Er will Deinen Strawberry Wine für unsere Stute Athena. Ich bin total dagegen. Pa will, dass Du den Hengst nächste Woche zu uns bringst und er dann bleibt bis er seinen Job gemacht hat. Wir erwarten nicht, dass es etwas kostet, das ist schließlich unsere Championstute."

Jess kommt näher:
"Bei allem Respekt, Strawberry Wines Buch ist für nächstes Jahr gefüllt und Athena ist nicht der Typ Stute, den ich im Sinn habe, nichts für ungut."

Charles Ingram kocht vor Wut:
"Was sagst Du da Bursche? Du willst also sagen, dass unsere Stute nicht gut genug für Deinen Hengst ist?"

Jess antwortet ganz ruhig:
"Es ist keine Frage von gut oder nicht gut. Zuallererst ist es so, dass Dein Vater und Du Pferde züchten bei denen es allein auf die Geschwindigkeit ankommt und ich bin nicht im Rennpferdgeschäft. Zweitens ist alles was ihr bis jetzt gezüchtet habt Beine und keine Knochen. Sobald die Pferde älter werden, können sie die Körper nicht mehr tragen. Ein falscher Tritt und die Beine splittern wie Glas. Auf der Tumbleweed züchten wir Working Cowhorse und Pferde für die Kavallerie, keine Rennpferde. Für so etwas ist hier im Westen kein Platz. Ich kenne Athena, kommt nicht in Frage."

 

 

Charles holt tief Luft. Am liebsten würde er dem selbstzufriedenen Gesicht von Jess eine reinhauen, aber er reißt sich zusammen:
"Okay Harper, ich bin ein ehrenwerter Mann. Wenn Du uns den Hengst nicht zur Zucht geben willst, nenne mir und Pa einen Preis, dann kaufen wir ihn."

Jess guckt Charles Ingram an:
"Er steht nicht zum Verkauf. Nicht jetzt und auch nicht später und zu keinem Preis. Entschuldige mich jetzt, ich habe zu arbeiten!"

Jess lässt Ingram stehen und geht zu Paddy, der das Gespräch verfolgt hat und sich ein Lächeln nicht verbeißen kann.

Der verwöhnte Ingramsohn ist außer sich vor Wut und nicht gewöhnt, dass ihm etwas abgeschlagen wird. Er sitzt auf, haut seinem Pferd die Sporen in die Seiten und denkt bei sich
"Das wirst du mir büßen, Harper. Dafür wirst du bezahlen. Was sage ich jetzt Pa?"

Jess und Paddy sehen ihn im vollen Galopp davonreiten ohne Rücksicht auf das Pferd zu nehmen, so dass das Gras mit der Erde nur so fliegt.