Die Tage vergehen und Jess denkt nicht mehr an die Auseinandersetzung mit dem jungen Charles Ingram. Paddys Frau, die Ärztin Abby und ihre Schwester Shannon, die einzige Tierärztin in Laramie, sind für einige Wochen nach Boston zu ihren Eltern gefahren um ein paar interessante Vorlesungen an der Universität anzuhören. Sie verabschieden sich auf der TWR.
 

 

Paddy ist allein, hat aber Jess als guten Freund und die Beiden freuen sich auf das Herbstfest in der Stadt, das für alle eine große Abwechslung im täglichen Einerlei ist. Die ganze Stadt ist auf den Beinen. Es gibt alle möglichen Wettbewerbe, Kuchen backen, den größten Kürbis, die beste Marmelade, ein Wettschießen, Kräfte messen der jungen Männer und natürlich ein ganz altmodisches Pferderennen. Die Teilnehmer stehen noch nicht einmal endgültig fest aber die Wetten sind schon hoch und wild. Paddy und Jess reiten in die Stadt. Jess meint trocken:
"Weißt du Paddy, die Stadt ist weit gekommen. Als ich noch Kind war, war die Mainstreet nur 6 Inch Matsche und Gott weiß was noch. Guck jetzt drauf wie trocken sie ist, gutes Geläuf fürs Rennen. Ich glaube wir sind wirklich in Gefahr zivilisiert zu werden."

Paddy guckt seinen Boss an und muss lachen.

Die Herbstfeier nimmt ihren Lauf. Laura führt Nuage Blanc, den weißen Bullen vor.

 

 
Frank hat seinen Angusbullen mit und freut sich, dass großes Interesse an seinem Deckbullen besteht. Raylan hat sich mit einer Gruppe Kindern aus der Schule getroffen. Die Kinder haben großen Spaß beim Stand abseits des Trubels beim Dosen werfen.
 

 
Für den Sieger beim Wettschießen mit dem Gewehr gibt es einen großen Truthahn.
 

 

Der Sheriff Roy erinnert Jess an den Termin am Nachmittag mit den Worten:
"Ohne dich macht es keinen Spaß Jess. Ich zähle auf deine Teilnahme."

Jess gönnt sich an einem Stand ein kleines Bier, dann geht er zum Mietstall um nach den Bullen zu sehen. Er ahnt nichts Böses, da spricht ihn eine bekannte Stimme aus einer dunklen Ecke des Stalls an:
"Harper, wie wäre es mit einer kleinen Wette am Rande, alles oder nichts?" Jess guckt sich um und sieht den jungen Charles Ingram, der mit dem Vollblut seines Vaters, Apoll, gekommen ist.

 

 

Ingram kommt näher zu Jess und spricht leise, so dass niemand etwas verstehen kann:
"Es ist ganz einfach, du nimmst mit Strawberry Wine am Rennen teil. Das Startgeld habe ich bereits für dich bezahlt. Wenn ich gewinne bekomme ich ihn und deinem Sohn passiert nichts, wenn du gewinnst, wird deinem Jungen auch kein Haar gekrümmt. Du siehst, alles ganz einfach!"

Jess faucht böse:
"Was hast du mit Raylan gemacht Ingram? Wenn ihm etwas passiert, ich bringe dich um!"

Ingram grinst höhnisch:
"Er ist sicher, jetzt jedenfalls. Also was sage ich - abgemacht Harper!"

Jess ist durcheinander. Es bleibt ihm nur über auf Ingrams Wunsch einzugehen.
"Was passiert nach dem Rennen Ingram?"

Charles grinst überheblich:
"Wenn ich es gewonnen habe, bekommst du deinen Sohn wieder, ich bekomme Strawberry Wine und dieses Gespräch hat nie stattgefunden Harper."

Jess guckt verzweifelt die Straße mit den Ständen entlang, kein Zeichen von Raylan. Es ist keine Zeit mehr, keine Zeit zum suchen, keine Zeit zum denken, er kann nur die eine Chance nutzen Raylan zurück zu bekommen. Jess reitet Reddy beim Mietstall warm.

 

 

Paddy wundert sich. Er weiß, dass Jess nichts davon hält ein so junges Pferd bis aufs Äußerste bei einem Rennen zu hetzen. Die Reiter für das Rennen sammeln sich bereits. Das Rennen wird am Hotel gestartet, die Mainstreet entlang, eine große Schleife um die Kirche und dann wieder die Mainstreet entlang zurück. Jess Finger laufen zitternd durch die Mähne vom Reddy als er ihn wendet und sich den anderen Reitern anschließt.

Die Reiter sitzen auf tänzelnden Pferden an der Startlinie. Der Bürgermeister hält seinen Colt über den Kopf, guckt noch einmal in die Runde um die Spannung zu erhöhen und feuert die Waffe ab. Charles Ingram, der neben Jess reitet, klatscht Reddy mit der Reitpeitsche mit voller Wucht auf die Kruppe. Der Fuchs ist völlig irritiert auf Grund dieser rüden Behandlung und hat dadurch einen schlechten Start. Jess weiß, dass diese Rennen noch nie fair waren und redet Reddy gut zu. "Vorwärts Reddy, lauf was du kannst!"

Der Fuchs kann es kaum glauben, alles was sein Herr will, ist sich die Seele aus dem Leib laufen. Noch nie waren die Anweisungen seines Herrn so einfach. Adrenalin rauscht durch seine Venen. Er springt mit aller Kraft vorwärts am Feld vorbei, vor sich Apoll mit Charles Ingram, der das Feld anführt. Apoll ist der erfahrenere Renner und auf der Strecke geradeaus der Schnellere, aber in der Schleife um die Kirche verliert er Grund und Reddy holt mit der Power seiner Hinterhand auf und zieht an Charles vorbei. Jess hat nie die Schnelligkeit von Reddy bis ins Letzte ausgetestet und ist selbst überrascht von der Geschwindigkeit. Ingram kann nur erbost gucken, als ihm der Sand, den Reddys Hufe aufwirbeln, um die Ohren fliegt. Reddy führt und Jess hat den Sieg sicher in der Tasche bis...ja bis er am Straßenrand ein kleines Mädchen sieht, das sich aus der Hand der Mutter losreißt und genau auf die Rennstrecke läuft. Jess bleiben nur Bruchteile von Sekunden zu entscheiden. Er setzt sich im Sattel auf und ruft laut: "Whoa!" Reddy setzt sich auf die Hinterhand wie er es gelernt hat und schliddert zu einem Halt. Charles sieht eine Gelegenheit an Jess vorbei zu kommen und treibt Apoll gnadenlos an. Als Apoll sieht wie der Vater das Kind in einem Sprint von der Rennstrecke holt, versucht er heftig auszuweichen. Als er auf dem Boden aufkommt, bricht sein rechtes Vorderbein wie ein Zahnstocher. Er fliegt gegen den blauen Himmel. Reddy ist es nicht möglich ihm auszuweichen. Mit dem furchtbaren Geräusch von Fleisch und Knochen, krachen die Pferde zusammen. Charles wird in hohem Bogen abgeworfen und bleibt mit dem Genick in einem unnatürlichen Winkel liegen. Jess kann sich beim Zusammenprall der Pferde auch nicht mehr halten. Beide Pferde rollen über seinen auf dem Boden liegenden Körper. Apoll bleibt still liegen. Er ist tot, sein Rückgrat gebrochen. Ein Aufschrei geht durch die Menge. Einen so schweren Unfall hat es noch nie auf dem Herbstfest gegeben. Der Sheriff stellt sich hin und hält geistesgegenwärtig das Feld der anderen Reiter auf. Reddy steht zitternd auf. Seine Seiten beben, er steht auf drei Beinen. Zuschauer halten seine Zügel.

Voller Entsetzen rennt Paddy auf die Rennstrecke. Der alte Doc David Bricks ist schon bei Jess, der gerade wieder das Bewusstsein erlangt. Jess guckt Paddy panisch an:
"Wo ist Raylan?"

David Bricks legt seine starke Hand auf Jess`Brust:
"Versuche nicht, dich zu bewegen! Liege einfach still und sage mir wo es weh tut!"

Jess fragt wieder mit aller Lautstärke, die er aufbringen kann:
"Raylan, wo ist Raylan?"

Paddy beruhigt ihn.
"Deine Kinder sind alle bei Laura und Frank, auch Raylan. Mach dir darum keine Gedanken Jess!"

"Und Charles Ingram?" kommt es leiser von Jess.

Paddy antwortet sanft:
"Er ist tot."

"Und Reddy?" fragt Jess weiter.

Paddy, der neben Jess kniet, steht auf und geht zu den Zuschauern, die Reddy am Zügel halten. Er steht offensichtlich unter Schock und zeigt eine große Wunde an der Schulter auf der man auf Fleisch und Knochen gucken kann. Reddy zittert am ganzen Leib und seine Augen reflektieren die unheimlichen Schmerzen, die er fühlt.

Langsam geht Paddy wieder zurück zu Jess, der auch nicht gerade bequem daliegt. Der Doc untersucht ihn und ist nicht angetan von dem was er vorfindet. Inzwischen sind auch Laura und Frank da. Der Doc guckt zu Paddy hoch:
"Ich denke, sein Becken ist gebrochen. Es ist wichtig, dass wir ihn nicht mehr bewegen wie notwendig." Und dann leiser:
"Er hat gesagt, er kann seine Beine nicht bewegen."

Jess fragt leise:
"Reddy! Was ist mit Reddy?"

Paddy kniet sich neben Jess nieder, nimmt seine Hand und sagt mit einer Stimme voller Trauer:
"Nicht gut Jess. Er hat einen harten Schlag abbekommen und steht nur noch auf drei Beinen."

Inzwischen haben mehrere Männer die Tür von Johns Laden aus den Angeln gehoben und tragen sie zu der Stelle an der Jess liegt. Als sie sich vorbereiten Jess auf die Tür zu heben, nimmt Jess allen Mut zusammen und beschwört Paddy:
"Lass Reddy nicht leiden! Versprich mir, dass du ihn nicht leiden lässt!"

Paddy nickt ernst und geht zu Reddy. Er nimmt seine Zügel und führt den Hengst, der ihm auf drei Beinen hoppelnd folgt, langsam hinter den Mietstall.

Er zieht seinen Colt und zielt sorgfältig auf die Stelle über den Augen und bereitet sich auf den Schuss vor, der das Leiden des braven Pferdes für immer beenden soll. Der brave Hengst guckt Paddy mit lieben auf eine Art verstehenden und vergebenden Augen an.

Der Knall des Schusses hallt als Echo von den Laramie umgebenden Hügeln wider und vibriert durch Jess`Seele. Es ist das letzte Geräusch, das er hört bevor die große Dosis Laudanum, die ihm der Doc verabreicht hat, Wirkung zeigt. Es wird schwarz um ihn, keine Schmerzen, kein Denken, keine Trauer.